»… meine jüngste Schwester hat ja damals in die Maraskeri-Sippe eingeheiratet – und man sagt, die Sommerweiden ihrer Pferde liegen weiter östlich als die aller anderen Thraskiten. Tatsächlich habe ich sogar einmal den Hof ihres Schwiegervaters besucht, als ich dort zum Mähnenfest ihres Erstgeborenen als Gnadengeber geladen war – wobei übrigens alles gut verlief und ich keines der Pferde erlösen musste, sondern dem Jungen nur seinen ersten Hammerdolch übergab. Jedenfalls liegt dieser Hof auf einer Hochebene, von der aus man bei klarem Himmel bis auf die dunklen Fluten des Septembrischen Meeres am östlichen Horizont blicken kann. Selbst die meisten Ilmarer hausen nicht wirklich so weit im Nordosten! Was ich aber eigentlich sagen wollte: Bei dieser Gelegenheit erzählte mir der besagte Schwiegervater, irgendwann tiefnachts und nach dem fünften Krug Met, von einem alten Geheimbund. Dessen Mitglieder nennen sich die Beschenkten oder auch die Dankbaren. Sie glauben, dass ihnen die Morgensonne über das östliche Meer von Zeit zu Zeit märchenhafte Geschenke zukommen lässt, die sie nach bestem Wissen und Gewissen verwahren sollen, bis dereinst der Tag der Bewährung kommt, an dem sie oder ihre Erben einer apokalyptischen Gefahr mittels dieser Gaben entgegentreten werden. Die genaue Natur dieser Bedrohung ist dabei das große Mysterium der Beschenkten, über das ihre Mitglieder bei jedem Silberneumond nachsinnen und debattieren, wenn sie sich an dem geheimen Ort treffen, der ihnen seit Jahrhunderten als Versammlungsort und Schatzkammer dient. Erst lauschte ich dieser Geschichte damals natürlich nur mit halbem Ohr, doch dann beschrieb der alte Herr einige der sogenannten Geschenke und ihre Fähigkeiten – und da begriff ich, dass es sich bei vielen von diesen um nichts anderes handeln kann als um gut erhaltenes Treibgut aus dem fernab im Süden liegenden Imperium, darunter offenbar auch ganze Machina und diverse alchemistische Substanzen! Man stelle sich vor: Da draußen im öden Hinterland der nordöstlichen Küste liegt irgendwo ein Gewölbe oder eine Höhle, in der vielleicht sogar schon seit den Tagen vor Beginn des Exzellenten Exils Berge verlorener Schätze lagern, die mit imperialen Schiffe untergingen oder schlicht von der Kanalisation ins Meer gespült wurden! Ich grübele seit Jahren darüber nach und sammle jedes kleine Gerücht über die Beschenkten und ihre Versammlungen. Jetzt aber, wo ich endlich über den Rang und die Mittel verfüge, brauche ich nur noch ein paar entschlossene und erfahrene Kämpfer, Jäger und Fährtenleser wie euch. Zusammen werden wir das Gewölbe der Beschenkten aufspüren und beladen mit Reichtümern heimkehren. Die Liga aber wird mir dann den Rang eines Prinzen nicht mehr verwehren können – und ich werde nicht vergessen, wer mir bei meinem Aufstieg geholfen hat!«
Enroek Korras, abtrünniger Thraskite in Diensten der Liga, belauscht während des Frühlingsfleischmarktes vor einem Jahr
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