Schriften des Nordens
…und aus den Tiefen der Leere und der Kälte strömten die Dunklen herbei. Lange hielten die Tore des Abgrunds in der Verbannung, in die sie ihre Niederlage am Beginn der Zeit geführt hatte. Nun war ein Tor gebrochen und mit vielen Beinen und Armen, Augen und Mündern ohne Zahl, schwärmten die Soldaten des schwarzen Eises in die Welt unter Sonne und Mond…
Zeilen 23-25 der Eldbrynn-Saga,
Übersetzung der Mhanala-Schriftrollen durch Imbrand von Grimwerk
Eine der vielleicht ältesten Sagas des wahrlich nicht an Legenden armen Nordens ist wohl die Geschichte von Eldbrynn. Ob Eldbrynn dabei der Name des Helden oder seiner seines magischen Panzers ist, schwankt zwischen den verschiedenen überlieferten Versionen scheinbar willkürlich. In allen Variationen der Saga geht es aber um einen Krieger, der eine gewaltige Schlacht gegen die sogenannten Svartskordyr, das „Schwarzgeziefer“ – Eindringlinge aus einem mythischen Land „jenseits von Sonne und Mond“ – schwer verletzt als einziger menschlicher Kämpfer überlebt. Hilflos und durch die Folgen seiner Verletzungen dauerhaft verkrüppelt muss er danach erleben, wie die schwarzen Horden der Schwarzgeziefer die Länder der Menschen überfluten, ohne dass irgendeine Armee ihnen standhalten könnte. Verzweiflung übermannte den einst mächtigen Krieger und er trat eine mühselige Reise zu einem großen Feuerberg an, der in der Sage Qaafqu genannt wird und in dem ein uralter Gott leben sollte, dem sein Stamm in grauer Vorzeit einst Menschenopfer im Tausch für Wärme und Wohlwollen geopfert hatte. Als er nach Überwindung vieler Gefahren und Hindernisse aber endlich die glutrote Höhle in der Flanke des Berges erreichte und er sich dort als Preis für die Rettung der Menschen vor dem Schwarzgeziefer in einen brennenden See stürzen wollte, in dem angeblich der alte Gott wohnte, da fand er dort am Rande des Feuersees eine prächtige Rüstung, die schien aus schimmerndem Obsidian geschnitten und zeigte keinerlei Zeichen von Alter und Verfall. Ihre Kanten waren aber so scharf, dass schon bei der ersten Berührung der Rüstung sein Blut floss – und kaum, dass dieses die Rüstung benetzte, sprach diese zu ihm! Sie versprach dem Krieger, ihn stärker und mächtiger als je zuvor zu machen – ja, stark genug, um selbst den Svartskordyr siegreich entgegen zu treten –, wenn er sie nur anlegen und in die Welt hinaus tragen würde. Nur einen Preis müsste er bereit sein zu zahlen: einmal angelegt, würde er fortan keinen Tag mehr überleben, an dem er die Rüstung nicht anrührt – und er würde keinen Monat mehr überleben, in dem er in der Rüstung kein Feindesblut vergießt! Da der Krieger längst bereit war, sein Leben hinzugeben, zögerte er dennoch nicht einen Moment und begann damit, sich die Rüstung anzulegen. Sobald ihn aber der glänzende Panzer einhüllte, da spürte er nicht nur wieder Kraft und Gesundheit in all seinen Gliedern, sondern er fühlte wie sein Körper von übermenschlicher erfüllt wurde, die wie lebendes Feuer durch seine Adern schoss. Als er den Berg verließ, da schmolzen Eis und Schnee bei seiner bloßen Berührung und selbst der Erdboden zischte und dampfte unter seinen Füßen. Von da ab begann er einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen die Svartskordyr, deren tödliche Kälte ihm nichts mehr anhaben konnte, und er zerriss und verbrannte ihre zappelnden Körper oft schon nur mit seinen Händen! Die Saga erzählt dann noch in endlosen Versen von seiner Vergeltung und der Vertreibung des Schwarzgeziefers aus den Ländern der Menschen, doch diese Abschnitte der Geschichte existieren in unüberschaubar vielen unterschiedlichen, teils sogar widersprüchlichen Versionen. Einig ist sich die Geschichte dann erst wieder gegen Ende: nach dem Sieg über die Svartskordyr gab es bald in der Heimat des Kriegers keine Gegner mehr für ihn und die Rüstung – aber er war auch noch nicht bereit für den Tod, und so wanderte der Streiter in der schwarzen Rüstung immer weiter nach Süden bis er eine ungeheure Bergkette erreichte, die noch nie ein Mensch des Nordens überwunden hatte. Die Stimme der Rüstung aber, die ihm nach so vielen Jahren fast ununterscheidbar von seiner eigenen geworden war, sprach zu ihm und sagte, dass dort jenseits der Berge noch viele Länder voller mächtiger Feinde – sowohl Menschen wie Monster – auf sie warten würden. So verließen Krieger und Rüstung also den Norden – doch die Saga endet stets mit der Prophezeiung, dass beide dereinst wiederkehren werden, wenn ein scheinbar unbezwingbares Übel über die Länder der Menschen hereinbricht…
Stimmen des Nordens
„…sicher, das Teil war schon die 30 thraskitischen Kriegspferde wert, die ihm dieser merkwürdige Schmied dafür abverlangte – in gewisser Weise zumindest. Hört euch mal bei den Pandharen um: den Vheracha-Clan, der seine Frau auf dem Gewissen hatte, gibt es schon lange nicht mehr! Aber wenn ihr mal Richtung Valgrind reist, dann achtet auch auf die Geschichten von dem wahnsinnigen Teufel in der brennenden Rüstung und das große Fleischmarktgemetzel vor zehn Jahren…“
Godan Rubolden, Galder aus Nidbaerg
Die Eldbrynn-Saga ist zwar weit älter als selbst die ältesten Quellen aus den Tagen des Bhaltarischen Reiches, aber seltsamerweise werden beide dennoch immer wieder in Zusammenhang gebracht. Dies liegt vor allem daran, dass – obwohl die Saga deutlich nur von einer einzigen Rüstung spricht – es angeblich zur Blütezeit des Bhaltarischen Reiches verschiedenste sogenannte Eldbrynnen gab, die jeweils von besonders hochrangigen Kriegern getragen wurden! Soweit bekannt, blieb allerdings kein einziges Exemplar dieser Eldbrynnen bis heute erhalten und von ihren Eigenschaften ist nur bekannt, dass sie dem Träger eine gewisse magische Macht über Feuer und Flammen verliehen. Das hat jedoch immer wieder, besonders aber im Verlauf des letzten Jahrhunderts dazu geführt, dass diverse Gelehrte, Schmiedemeister, Seyder und Galder sich daran versucht haben, eine derartige Rüstung herzustellen! Nennenswerten Erfolg hatten bei diesen Unternehmungen bisher zwar nur wenige, doch scheinen die vielversprechenderen Varianten alle auf dem Prinzip zu basieren, einen möglichst mächtigen Feuergeist dauerhaft in eine Rüstung zu bannen, so dass dieser dann seine Kräfte in die Dienste des Trägers der entsprechenden Rüstung stellt. Leider funktioniert es wohl nie so ganz wie gewollt. Gerade Galder und Seyder wissen um die Tatsache, dass Geister kaum etwas ohne Grund und Anreiz tun – und so verlangen die gebundenen Geister in diesen Rüstungen oft einen gewissen „Anteil“ von ihrem Träger, d.h. einen Anteil an Kontrolle über dessen fleischlichen Körper oder sogar einen gewissen Teil seiner Seele, in dem sich die Geister quasi häuslich einrichten können! Traurigerweise führte dies bei vielen hinreichend machthungrigen oder willensschwachen Rüstungsträgern im Laufe der Zeit schon zu einer regelrechten Verwandlung zu sogenannten ZZZ: in Rüstungen gehüllte halbmenschliche Feuerdämonen, die ohne Rücksicht ihren pyromanen Größenwahn ausleben bis es endlich gelingt sie – oft unter erheblichen Opfern – zur Strecke zu bringen. In den meisten der Fünf Städte ist inzwischen schon der Versuch eine Eldbrynn-Rüstung herzustellen strafbar, aber der Einfluss der Liga soll derartige Verbote in Faensal und Nidbaerg bisher verhindert haben.
Mögliche Aspekte:
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