Uralte Legenden sagen, es hätte einstmals eine Zeit gegeben, in der der Mensch in der Lage war, Blitze zu zähmen und auf dem Schlachtfeld wie Pfeile zu verschießen. Heute lachen viele Leute über diese Geschichten. Schließlich weiß man ja, dass nur Götter über Blitze gebieten können. Tatsächlich aber finden sich immer wieder verschiedenste Hinweise darauf, dass die Weisen der Frühzeit wirklich in der Lage gewesen sein müssen, Waffen zu konstruieren, die den Gegner mit Hilfe von Lichtstrahlen, Blitzen oder reiner Energie niederstrecken konnten – sogenannte „Blitzbringer“. Zum einen gibt es detailierte Berichte über diese Waffen und zum Anderen sind einige wenige Blitzbringer als defekte Fundstücke oder als Artefakt erhalten geblieben. Diejenigen, die ein solches Artefakt besitzen, hüten es natürlich eifersüchtig, so dass die meisten Forscher auf alte Lieder und Niederschriften angewiesen sind, wenn sie etwas über die Blitzbringer erfahren wollen.
Glaubt man den schriftlichen Überlieferungen, so waren die Blitzbringer eine recht vielgestaltige Waffenart, die es in den verschiedensten Formen gab. Es scheint Blitzbringer als Speere, Schwerter, Äxte, Bögen, Handschuhe, Wurfkugeln und vielerlei mehr gegeben zu haben. Die Details der Berichte variieren natürlich, je nachdem wo man sie findet. Imperiale Chroniken sprechen von technologischer und magischer Genialität, die zur Erschaffung dieser Waffen notwendig waren. In den Sagas des Nordens sind es Willenskraft und List, die die vernichtende Kraft des Himmels nutzbar machen. In der Waismark hingegen sind es stets Geschenke der Götter, die dem Menschen die Macht des Blitzes in die Hand geben. In gewissen Punkt stimmen jedoch alle Überlieferungen überein. Immer waren Blitzbringer seltene Waffen, immer war ihre Anwendung mit Gefahren verbunden und stets ist es ein Kristall aus kondensierter Energie, der das Zentrum der Waffe darstellt. Pure Kraft wird durch einen unbekannten Prozess in ein Stück kristalliner Materie umgewandelt. Wird die Waffe aktiviert, löst sich der Kristall auf und gibt die vernichtende Energie mit einem Schlage frei.
Was erhalten gebliebene Blitzbringer angeht, so hört man vor allem von drei besonderen Artefakten:
Das Schwert Sohneszorn
Verborgen in der Zwingburg des Hierophanten der Insel Lyonnas wird ein ganz besonderes Schwert aufbewahrt – das sagenumwobene und geheiligte Schwert „Sohneszorn“. Das Schwert ist, soweit es die trisantische Priesterschaft angeht, die einzige Reliquie die aus dem Besitz eines leibhaftigen Gottes stammt. Das Libram spricht davon, dass Lugar selbst es schwang, als er unter den Menschen wandelte. Dementsprechend viel Verehrung bringen die Gläubigen dem Schwert entgegen. Die waismärkische Legende spricht davon, dass Sohneszorns Klinge drei Kristalle aus dem Zentrum des Kosmos enthalte, die der Vater Lugar für seine Questen auf Erden mitgab. Die Klinge des Schwertes ist dreigeteilt, so dass die Waffe aussieht wie ein langezogener Dreizack. In jedem Klingensegment steckt einer der Kristalle. Insgesamt ist das Schwert völlig schmucklos, sieht aber immer aus wie auf Hochglanz poliert. Die Klinge Sohneszorns soll so scharf sein, dass sie jede Rüstung durchtrennen und soger Eichen mit einem Schlage fällen kann. Das ist aber noch nicht das Verheerendste: Jeder der Kristalle kann einen sengenden Strahl göttlichen Lichtes aussenden, der alles verbrennt was er berührt. So soll Lugar mit Sohneszorn den giftspeienden Drachen des Leradin durchbohrt, die Armee der eintausend Zweifler mit einem Schlag enthauptet und die Lugarsklamm durch die Askarpen geschnitten haben. Mit jedem Lichtstrahl vergeht einer der Kristalle und braucht hundert Jahre um nachzuwachsn. In der gesamten Geschichte der trisantischen Kirche wurde das Schwert nur zwei mal aus seinem Reliquienschrein entfernt worden.
Einmal, um es nach der Wahl Drymostos des Eitlen zum Hierophanten öffentlich auszustellen und einmal zur Verteidigung der Insel gegen die ghorgardische Kriegsflotte des Fürsten Byrdein. Damals benutzte Hierophant Kadmir IV die Klinge und nutzte ihre Kraft, um das Flaggschiff Byrdeins mit drei gleißenden Lichtstrahlen in Brand zu setzen. Dabei erwies sich, dass die Strahlen, die das Schwert aussendet, bei weitem nicht stark genug waren, um wie im Mythos etwa Berge damit zu teilen. Man vermutet, das Schwert sei in der Hand eines Sterblichen einfach weniger mächtig als in der Hand eines Gottes.
Dhruedegreim – die Sturmäxte
Im Norden kennt man die Blitzbringer vor allem in Form der berüchtigten Dhruedegreim – der Sturmäxte des bhaltarischen Reiches. Einigen Überlieferungen nach gab es nur fünf dieser Äxte, für jeden Fürsten des Reiches eine. Anderen Berichten zufolge waren die Dhruedegreim die Waffe einer Elitetruppe von furchtlosen Kriegern und es gab wenigstens zwei Dutzend. Auch ohne die Macht von Blitz und Donner wären die Dhruedegreim grauenhafte Waffen. Es handelt sich um riesige, runenverzierte Doppelstreitäxte, deren geschwärzte Klingen fast einen Kreis bilden. In der Mitte der Klinge sitzt eine glatte Kugel aus Kristall, die aussieht wie ein durchscheinender Ball aus Eis. Nur die Stärksten sind überhaupt in der Lage, eine Dhruedegreim überhaupt zu heben. Richtig geführt kann eine der magischen Äxte einen Mann in Rüstung ohne größere Probleme in zwei Hälften spalten. Es heißt, in Momenten allergrößter Bedrängnis hätten die Fürsten, die die Dhruedegreim führten, die Axt in den Boden geschlagen und dabei den Namen des Reiches gerufen. Dann hätte die Eiskristallkugel in der Klinge grell aufgeleuchtet und krachende Blitze seien aus der Dhruedegreim gefahren, um in jeden Krieger jeden im Umkreis von 100 Schritt einzuschlagen, worauf diese zuckend und schreiend verstarben. Unglücklicherweise machten die Blitze der Dhruedegreim keinen Unterschied zwischen Freund und Feind – ja selbst der Fürst, der die Waffe führte, wurde nur zu oft von der eigenen Waffe getötet! Die meisten Gelehrten gehen davon aus, dass der blitzeschleudernde Kristall in der Axt sogar dazu gedacht war, den Anwender der Waffe mit zu vernichten, so dass dieser, wenn ihm in der Schlacht der sichere Tod drohte, wenigstens noch hunderte seiner Feinde mit in den Untergang reißen konnte. Heute existieren, so weit bekannt nur noch drei der Dhruedegreim. Eine gehört einem Kriegsherren der Choar namens Ibald, eine andere ist angeblich im Besitz eines ilmarischen Hexenmeisters. Von diesen beiden weiß man, dass die Kristalle aus den Klingen fehlen. Die dritte Axt ist im Besitz von Horombir Halbschritt, des Kriegsherren von Grimwerk. Seine Axt verfügt noch über einen Kristall. Allerdings argwöhnen die Grimwerker, es handele sich nur um einen Bergkristall, denn Horombir ist als heimtückischer Trickser berüchtigt.
Die Thermox-Lanze
Die wenigsten der imperialen Bürger haben jemals eine der legendären Thermox-Lanzen gesehen und sind auch sehr froh darüber. Seit dem Frühlingsturm-Massaker vor 320 Jahren steht die Thermox-Lanze wie keine andere Waffe für die schiere Grausamkeit, mit der die Regierung gegen die eigene Bevölkerung vorgeht, wenn sie es für nötig erachtet. Damals herrschte in Lyssa aufgrund von Importengpässen eine große Hungersnot im einfachen Volk. Da die Adelshäuser der Stadt zu jener Zeit der Meinung waren, die Zahl des Pöbels sei zu stark angewachsen und es sei nicht tragisch, wenn ein paar Tausend einfache Bürger wegstürben, wurde nichts unternommen um die Lage zu verbessern. Als die Lage immer schlimmer wurde, zog eine große Masse hungernder Menschen zum Frühlingsturm, einem der kleineren Stadtpaläste des Kaisers. Dort riefen sie lauthals nach Brot. Kaiser Iomedeis der Feinsinnige störte sich dadurch in seinen Meditationen gestört und lies die kaiserliche Garde rigoros in die Menge schießen. Es war das erste und bis jetzt letzte Mal, dass Thermox-Lanzen innerhalb des Imperiums eingesetzt wurden. Die meisten Leute hatten diese Waffen bis dahin noch nie gesehen. Es handelte sich um lange, schwarze Speerschäfte mit reichhaltigen, okkulten Verzierungen, an deren vorderem Ende lange, rote Kristallnadeln aufgesteckt waren. Wenn sie anlegten und in die Menge schossen, verdampfte diese Nadel und die Waffe sandte einen gleißenden, roten Lichtstrahl aus, der Fleisch und Knochen bei leisester Berührung zu Asche verbrannte. Die Gardisten trugen große Köcher mit vielen weiteren Kristallnadeln und sollen an diesem Tag zehntausende zu Tode geröstet haben. Seither traut sich niemand mehr, einem Gardisten des Kaisers auch nur in die Augen zu schauen. Was die Thermox-Lanzen angeht, so blieben sie ein Mysterium. Selbst die ältesten Aufzeichnungen der Technosophengilde schweigen sich über ihre Herkunft aus. Auch, woher die Munition stammt oder wie sie hergestellt wird, ist selbst hochrangigen Gildenmitgliedern ein Rätsel. Das gibt Grund zu der Annahme, dass die Waffen vielleicht aus Prä-imperialer Zeit stammen oder von Daemonen aus ihrer Heimatdimension mitgebracht wurden. Viele beruhigen sich mit der Hoffnung, Kaiser Iomedeis sei dumm genug gewesen, den Gesamtvorrat an Kristallnadeln beim Frühlingsturm-Massaker verschießen zu lassen. Pessimisten glauben jedoch, dass das Kaiserhaus über immense Vorräte der roten Kristalle verfügt. Wie viele Thermox-Lanzen es gibt, ist unklar. Da nie mehr als 40 Mann mit den seltsamen Waffen ausgerüstet waren, ist anzunehmen, dass es auch nicht mehr Lanzen gibt.
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