Der Norden ist reich an ebenso seltsamen wie mächtigen Waffen und Materialien, aber auch wenn der Anblick einer Eisenglasklinge, einer Axt aus Maelanir oder einem Speer aus massivem Korruleum Respekt – und vielleicht Habgier – in einem Krieger wecken mag, so ist der bloße Anblick derartiger Waffen doch kaum ein Anlass zu wirklicher Furcht oder gar nacktem Entsetzen. Wer jedoch erfahren genug ist, um eine der sogenannten Nebelklingen zu erkennen, der wird beim tatsächlichen Anblick einer derartigen Waffe leicht von Angst und Abscheu in einem Ausmaß erfasst werden, dem selbst gestandene Krieger nicht standhalten können. Erfahrung und Wissen ist jedoch nötig, um eine Nebelklinge überhaupt als solche zu identifizieren, denn auf den ersten Blick erscheinen sie nicht einmal richtige Waffen zu sein: Nebelklingen erscheinen stets in Form einfacher Stäbe oder Stöcke, deren Größe und Stärke vom Format einer leichten Reitgerte bis zu einem langen Kampfstab oder einer schweren Lanze reichen kann. Diese Stäbe sind dabei stets von stumpfer, tiefschwarzer Farbe und sind auf den ersten Blick über ihre ganze Länge völlig gleichförmig und von konstantem Durchmesser. Genauere Betrachtung lässt jedoch erkennen, dass jeder dieser Stäbe in „Klinge“ und „Griff“ aufgeteilt ist: Die „Griff“ Bereiche erscheinen tatsächlich als ganz normale schwarze Abschnitte, die bei Berührung ein Gefühl von poliertem Holz oder glattem Leder vermittelt. Die „Klingen“ Bereiche sehen allerdings merkwürdig unscharf aus, ein wenig als ob man sie durch Nebel oder ein milchiges Stück Glas betrachten würde! Selbst ein versehentlicher Kontakt mit diesem Bereich verursacht gemeinhin schwere Verletzungen, doch ist dies kein Vergleich mit den verheerenden Verstümmelungen, welche diese Waffen im Kampf zu schlagen vermögen: es ist, als ob dem Opfer das Fleisch von tausenden winziger Bestien innerhalb eines Wimpernschlages aus dem Körper gerissen würde. Nebelklingen hinterlassen Wunden, die eher an schwere Verbrennungen oder Wundfäule denn an Schwerter oder Äxte denken lassen! Rüstungen bieten zwar einen gewissen Schutz gegen diese Waffen, doch nur ein paar Hiebe hindurch, da früher oder später auch die Rüstungen ähnlich zerfetzt und zerrissen erscheinen und schließlich einfach auseinander fallen. So gesehen handelt es sich bei Nebelklingen zwar um brutale, aber eben auch enorm mächtige Waffen – warum fürchten also so viele ihren bloßen Besitz? Nun, selbst bei sorgfältigster Handhabung bleiben immer wieder winzige, fast unsichtbare Splitter in der Haut desjenigen stecken, der eine Nebelklinge sein eigen nennt. Dies ist zunächst zwar schmerzhaft, aber nach einiger Zeit spürt man den Schmerz der Splitter nicht mehr und gewöhnt sich an diesen Effekt. Doch nach und nach erscheinen dann feine schwarze Äderchen in der Haut, aus denen noch später hier und da kleine Dornen und Stacheln werden, die aus der Haut herausragen: Zuerst ist auch das von Nutzen, denn diese Dornen machen ihre Träger zu gefährlichen Gegnern im unbewaffneten Kampf. Aber langsam bilden auch die Dornen einen immer größer werdenden „Nebel“ aus, der nicht nur die Gegner des Trägers mit verheerenden Verletzungen bedroht, sondern es dem Träger unmöglich macht Kleidung oder Rüstung zu tragen! Im Endstadium dieses Befalls, so sagt man, wird der Träger so zum „Nebelgänger“, einem geistlosen, von Blutdurst getriebenen Wesen, das wie ein humanoides Gespinst aus Rauch und Dornen erscheint – solange, bis es endlich zerschlagen wird und seine schwarzen Gebeine nach der nächsten Schneeschmelze als neue Nebelklingen im Sonnenlicht erscheinen…
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