Die Fragmente

Malmsturm – Die Fragmente: Die gefrorene Bibliothek der Gaelhorgra

Knappe 10 Leugen, mitten im Hügelland nördlich von Nhastrand, am Rande einer alten, kaum noch genutzten Handelsstraße findet man eine uralte, trutzige Feste, deren von Flechten geschwärzte Mauern sich wie abgebrochene Zahnreihe in den Himmel ragen. Niemand weiß mit Sicherheit zu sagen, wann der ummauerte Gebäudekomplex erbaut wurde. Einstmals, so glaubt man, muss der Komplex eine Karawanserei gewesen sein, doch Karawanen reisen schon seit Urzeiten nicht mehr entlang dieser Route. Trotzdem finden sich stets mehrere Dutzend Personen in den antiken Mauern, denn heute befindet sich dort die berühmte Gefrorene Bibliothek der Gaelhorgra. Bei der Gefrorenen Bibliothek handelt es sich um die größte Sammlung von Büchern, Schriftrollen, Tontafeln und sonstigen Schriftstücken, die man im ganzen Norden finden kann. Die Bibliothek entstand vor 4 Generationen und wurde vom legendären Goergen Gaelhorgra, dem damaligen Patriarchen der immens reichen Händlerdynastie Gaelhorgra gegründet. Goergren soll ein exzentrischer Mann gewesen sein. Man erzählt sich heute noch, dass er, obwohl selbst nicht magiebegabt, besessen von Hexerei und alten Büchern war. Überall im Norden (und einige sagen, sogar weit darüber hinaus) kaufte er Schriften auf. Im Laufe der langen Jahrzehnte, die Goergren Bücher heranschaffen lies, sammelten sich tausende von Codices an. Der alte Patriarch war ein misstrauischer und obsessiver Mann. Viele glauben bis heute, dass er mit seiner Büchersammelei in Wahrheit finstere Absichten verfolgte. Damit kein anderer als er an die kostbaren Bücher kommen konnte, hortete er sie in der weit vom Stadtrand entfernten Karawanserei und lies sie mit allerlei Fallen gegen unerwünschte Besucher sichern. Zu gern hätten die Runengelehrten jener Tage die Bibliothek von innen gesehen, doch alle, die darum baten eingelassen zu werden, wurden abgewiesen oder gar niedergeschossen. Doch die Lage sollte sich bessern – nachdem Goergren kinderlos gestorben war, erbte sein kommerziell begabter Neffe Gelfin den Posten des Patriarchen. Gelfin war im Gegensatz zu seinem Onkel ein geselliger Mann und erlaubte den vor der Bibliothek lagernden Gelehrten gern den Einlass. Es folgten lange Monate, in denen die Gelehrten zusammen mit Gelfins Söldnern den Gebäudekomplex erforschen und die verschiedenen tödlichen Fallen entschärften, mit denen die wertvollen Werke gesichert waren. Erstaunt stellten sie dabei fest, dass Goergren unter der Karawanserei im Permafrostboden tiefe Gänge hatte anlegen lassen, um die ältesten Folianten in der kühlen Luft besser vor dem Zahn der Zeit schützen zu können. Heute, unter Gelfins bücherbegeistertem Enkelsohn Gorleff hat sich die Gefrorene Bibliothek zu einem Zentrum des Wissens und des Lernens entwickelt. In dem Gasthaus, dass schon Gelfin hatte errichten lassen, treffen sich durchgehend Runengelehrte und Weise aus allen Ecken des Nordens, um Wissen auszutauschen, Schriften zu konsultieren oder der Bibliothek neue Schriften hinzuzufügen. An die Lektorenseminare der Waismark oder gar an die imperialen Akademien kommt die Gefrorene Bibliothek zwar nicht heran, aber wer im Norden so etwas wie eine Schule oder eine Universität sucht, ist bei der Gefrorenen Bibliothek am Besten aufgehoben. Was als Marotte der Gaelhorgra-Patriarchen begann, hat sich zu einem einträglichen Geschäft für die Händlerdynastie entwickelt, denn wer die eisigen Gänge betreten und in den Büchern lesen oder wer gar Abschriften anfertigen will, der muss eine Gebühr entrichten – und freilich sind die gefährlichsten Schriften auf Anraten einiger Gelehrter auch unter Verschluss.
Nicht nur für Gelehrte ist die Bibliothek ein beliebter Anlaufpunkt. Dörfler, die Gelehrte wegen diverser Probleme, Krankheiten und magischem Ungemach um Rat fragen wollen, pilgern regelmäßig zur gefrorenen Bibliothek. Und unlängst hat es sich unter Schatzsuchern und Abenteurern herumgesprochen, dass die Gaelhorgra in ihrem seltsamen „Bücherhaus“ alte Schwarten mit Gold aufwiegen und man einen Batzen Geld machen kann, indem man Geschriebenes dorthin trägt. Immer öfter heuert Gorleff auch gezielt Leute an, die ihm Schriften bringen sollen. Mittlerweile hat die Bücherflut so sehr zugenommen, dass sich selbst langjährige Bibliotheksdiener nicht mehr recht auskennen.
Natürlich gibt es auch immer wieder Personen, die an die Bücher kommen wollen, ohne Gold an die Gaelhorgra zu zahlen oder die sich gar zu sehr für die kleine Sammlung verderbter Bücher interessieren, die völlig zurecht in den tiefsten Kammern weggeschlossen ist. Die Gefrorene Bibliothek wird deshalb immer wieder das Ziel von Übergriffen, die man bislang noch immer abwehren konnte. Dafür sorgen ein kleines Kontingent kompetenter Wachen sowie die alten Fallen des Goergren, die sich bei Bedarf reaktivieren lassen.

Aspekte:
Fackel der Weisheit in eiskalter Dunkelheit
Haus der tausend Worte
Folianten des Wahnsinns

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