Die Fragmente

Malmsturm – Das 100. Fragment: Irkalla – der Kerker der Unantastbaren

98,99,100! Mit Irkalla – der Kerker der Unantastbaren präsentieren wir euch das einhundertste Fragment zum Rollenspiel Malmsturm. Nahezu jeden Donnerstag haben Werner und Bjorn fragmentarisch Einblicke in die Welt des Malmsturms gegeben die abseits des Weltenbuchs als Aufhänger für Abenteuer genutzt werden können.

 

Gefängnisse sind im Imperium seit jeher in erster Linie „Zwischenlager“ für Verbrecher und Unruhestifter aller Art. Sie werden meist von der örtlichen Stadtwache geführt und bewacht, um einen halbwegs sicheren Ort für Ausnüchterungszellen und zur Aufbewahrung von Verdächtigen zu haben. Die rechtskräftig Verurteilten hingegen, werden meist so unmittelbar wie möglich ihrer entsprechenden Strafe zugeführt – ein Umstand, der zumindest in allen großen Städten zu dem deutlichen Mangel an öffentlichen Hinrichtungen beiträgt. Wirkliche Todesurteile sind allerdings sowieso sehr selten: wer nicht mit einer Geldstrafe davonkommt, auf den wartet für gewöhnlich die Sklaverei – lebenslang oder auf Zeit – oder das grausige Schicksal der Vergabe. Die Vergabe, im Volksmund gern „Vergebung“ genannt, bedeutet dabei die sofortige Übergabe an einen der vielen Antragsteller, welche in ihrer Eigenschaft als Künstler, Magier oder Wissenschaftler dringend ein menschliches Versuchsobjekt benötigen. Diese Versuchsobjekte, die rechtlich fortan wirklich als leblose Gegenstände gelten, haben manchmal das Pech, die Versuche und Studien ihrer Besitzer über Jahre hinweg zu überleben. Man sagt, die Zeit nach der Vergebung hänge eigentlich nur davon ab, wie lange es dem neuen Besitzer gelingt, sein Versuchsobjekt vom Selbstmord abzuhalten …

 

 

Stimmen des Imperiums

„Ich habe euch geholt, weil ihr die verdammt besten Hurensöhne überhaupt seid, in dem was ihr tut! Also jammert nicht rum: ihr seid elf Leute, allesamt Experten – und diejenigen von uns, die das hier überleben, werden sich mit der Belohnung ihre eigene verdammte Stadt kaufen können!“

Danilos Maré, Ansprache vor einer Gruppe von Kumpanen in Alecto, kurz vor ihrem Verschwinden

 

 

Imperiale Gerichte sind dunkle, verwinkelte Labyrinthe, die völlig fensterlos und bis auf die Eingangsebene auch stets unterirdisch gelegen sind. Richter und Gerichtsdiener entstammen dabei seit Millennien denselben niederen Adelshäusern und einem obskuren Ableger der Technosophengilde, die nur dank drakonischer Heiratsvorschriften noch nicht zu einem einzigen Familienclan verschmolzen sind. Diese sogenannten Nomosophen gelten als geradezu sprichwörtlich humorlos und kleinlich, aber auch als erschreckend fleißig und pflichtbewusst. Dennoch waren sich auch schon die frühen Vorfahren der heutigen Nomosophen sehr wohl darüber im klaren, dass es einfach nicht in Frage kommt, die Mitglieder gewisser Adelshäuser oder die Inhaber bestimmter Ämter und Würden einfach so zu verurteilen – besonders, wenn die jeweilige Gesetzesübertretung offenbar nach mehr als einem symbolischen Klaps auf die Finger verlangte! Um diesem Problem zu begegnen wurde gegen Ende der Ära des Wohlverdienten Reichtums das erste Gelbe Haus errichtet. Die Stadt, in der dies geschah, ist inzwischen ebenso unbekannt wie der entscheidende Anlass zur Schaffung dieser Einrichtung, doch behaupten die meisten diesbezüglichen Geschichten, dass die Stadt in einer fernen Kolonie an einem besonders schönen See lag. Später entstanden wohl in allen Metropolen des Reiches solche Gelben Häuser, die jeweils nichts anderes waren als prunkvolle und luxuriös ausgestattete Gefängnisbauten, in denen die Übeltäter den Rest ihres Lebens in einer ausgesucht dekadenten Art von Hausarrest verbringen durften. Über die Jahrhunderte hinweg veränderte sich allerdings die Natur der Gelben Häuser ein wenig – in erster Linie, um sie ausbruchssicherer zu machen, aber auch, um ihren Insassen immer mehr Luxus zu erlauben. Noch vor Beginn der Ära des Exzellenten Exils wurde leider aber auch deutlich, dass es einen kleinen, aber wachsenden Anteil von Insassen der Gelben Häuser gab, der sich durch deren Wachen, Mauern, Fallen und Zauber in keinster Weise von einer Fortsetzung seiner „Arbeit“ abhalten ließ! Einer von diesen, in der Überlieferung nur als „der Monarch“ bekannt, soll sogar die Zerstörung des ersten der Gelben Häuser verursacht haben. Als Reaktion auf diese Entwicklung wurde dann schließlich das Irkalla, das erste und einzige wahre Gefängnis des Imperiums erbaut. Der Legende nach trägt es den Namen seines Architekten, einem Gelehrten aus einer weit entfernten imperialen Kolonie, aber manche behaupten auch, dass Irkalla der Name eines mächtigen Daemons sei, welcher für alle Zeiten mit der Bewachung dieses Ortes betraut worden wäre. Die genaue Lage des Irkalla ist zwar unbekannt, aber in allen Berichten wird geschildert, dass es eigentlich eine gigantische Machina ist, bei der es sich um so etwas wie eine Mischung aus einem Uhrwerk und einem Irrgarten handelt. Seltsame, eigens für das Irkalla geschaffene Servitoren sollen die sich ständig verändernden Gänge dieses Labyrinths durchstreifen, in dem – so glauben viele – selbst Daemonologen machtlos sind, weil sich ihre luxuriösen Zellen ständig an andere Orten innerhalb des Irkalla bewegen, sondern sich ab und an sogar in anderen Welten und Zeiten wiederfinden!

 

 

Schriften des Imperiums

Daher halte ich es nunmehr für wahrscheinlich, dass wir uns eine Hintertür in besagte Einrichtung öffnen können, wenn wir bereit sind, einen Umweg über die – in Ygburs Schriften erwähnte – Lichtlosen Feuer von L’hyaneth und die Tore unter dem Schlund zu nehmen! Denn wenn der erwähnte Daemonenname zutrifft, dann nutzen wir so seine eigene Verbindung und erlangen auf dem Weg gewisse auch noch ein geeignetes Kontrollobjekt, so d…

Ausschnitt aus verschlüsseltem Brief an Lord Ghylem, Hoher Daemonologe und Imperialer Rat

 

 

Wer einmal in die Hallen des Irkalla verurteilt wurde, der wird sie wahrscheinlich nie wieder lebend verlassen. Aber wenn es auch keine offiziellen Belege für irgendeinen erfolgreichen Ausbruchsversuch gibt, so mangelt es doch nicht an entsprechenden Versuchen und Legenden darüber. Es gibt sogar hin und wieder unfassbar hohe Kopfgelder, die illegalerweise auf Insassen des Irkalla ausgesetzt werden, um das Rachebedürfnis der Angehörigen ihrer Opfer zu stillen, weshalb manchmal todesmutige Abenteurer versuchen, in das Irkalla einzubrechen – aber soweit bekannt, scheitern diese Unternehmungen meist schon daran, dass niemand sicher zu wissen scheint, wo denn nun das Irkalla liegt! Die meist genannten Kandidaten für diesen Ort sind allerdings stets dieselben drei Verdächtigen:

–          Innerhalb des Felssockels, welcher die Hochebene von Ikelos trägt.

–          Unterhalb der tiefsten Ebenen der Kanalisation der Hauptstadt Lyssa.

–          Hinter einem der titanischen Gesichter, welche in die Bergflanken der Hemeren geschlagen wurden.

Doch selbst, wenn es gelänge, die Frage nach dem Wo zu klären, so bliebe die noch weit rätselhaftere Frage nach dem Zugang des Irkalla. Es gilt als sicher, dass es nur einen einzigen Eingang in dieses Gefängnis der Edelsten gibt, aber wie dieser aussehen soll, weiß scheinbar niemand. Der Hauptgrund, der jedoch so viele geldgierige Söldner, Diebe, Mörder und Abenteurer davon abhält, in Heerscharen den exorbitanten Kopfgeldern nachzujagen, die auf einige Insassen des Irkalla ausgesetzt werden, ist schlicht und ergreifend die Anwesenheit der diversen Dauergäste dieses wundersamen Kerkers. Über viele der so verurteilten Adligen kursieren genügend blutrünstige Geschichten, um ganze Bibliotheken zu füllen – und leider ist die Mehrheit dieser Erzählungen oft nur allzu wahr! In den letzten Jahren wurden, soweit bekannt, jedoch nur wenige in die sich stets wandelnden Hallen von Irkalla verbannt. Vor über zwanzig Jahren soll eine junger Künstlerin aus Manto, der es gelang, sehr diskret über vierzig minderjährige Töchter des Hochadels in ihre überall im Imperium beliebten Skulpturen zu integrieren, nach Irkalla geschickt worden sein. Im letzten Jahr kam es dann zu der Verurteilung von Julbeshar Khaydan XXIII., einem genialen Alchemisten, dessen erfolgreiche Kosmetika und Verjüngungstinkturen, wie sich erwies, aus den Absonderungen seines eigenen modifizierten Körpers stammten. Dies erlaubte ihm eine Art Fernaktivierung, nach der seine Kunden qualvolle Entstellungen erfuhren, welche er offenbar direkt als sexuelle Stimulation wahrnehmen konnte. Seine Festsetzung soll recht aufwendig gewesen sein, da sein Körper wohl über ein Dutzend tödlicher Sekrete absondern kann. Solche Künste würden aber viele Kopfjäger dennoch nicht so sehr abschrecken wie die etwa die Präsenz des angeblich seit fast hundert Jahren im Irkalla einsitzenden Mannes, an man sich meist nur noch als dem „Erzähler“ erinnert. Eigentlich soll er wohl Ustad Chayk heißen, nicht altern und vor rund zweihundert Jahren zuerst irgendwo auf dem Drachen aufgetaucht sein. Er soll ungeheuer klug und gelehrt sein und es innerhalb kurzer Zeit zum unentbehrlichen Berater der höchsten Familien und Handelshäuser des Imperiums gebracht haben. Seinen Beinamen verdankt er der ihm zugeschriebenen Fähigkeit, zu jedem Thema oder Problem eine ebenso faszinierende wie hilfreiche Geschichte erzählen zu können. Obwohl er nie behauptete, Magier oder Alchemist zu sein, erlangte er außerdem rasch den Ruf eines ungemein fähigen Heilers, der sogar gewisse technosophische Machina zur Behandlung furchtbarer Wunden und Krankheiten nutzen konnte. Dies wurde ihm wohl auch zum Verhängnis, denn ein junger Technosoph entdeckte, dass Chayks eigener Körper teilweise durch Machina ersetzt worden war! Leider begriff er zu spät, dass andere Teile von Chayks Körper anderen Körpern entnommen worden waren – ein Schicksal, welches wohl auch Teilen des jungen Technosophen zuteil wurde, der aber glücklicherweise noch zuvor einen Brief mit seiner Entdeckung an seinen Gildenmeister gesandt hatte. Man sagt, dass es danach noch sieben Jahre dauerte bis Chayk gefasst werden konnte. Sieben Jahre, in denen er unter anderem einen ganzen Assassinenclan und zwei Adelshäuser ausgelöscht haben soll – und selbst dann bestanden vier große Familien auf seiner Unversehrtheit. Bis heute halten sich hartnäckige Gerüchte, dass engste Berater des Imperators den Erzähler von Zeit zu Zeit aufsuchen, um ihn um Rat zu fragen. Jetzt müsste nur noch jemand einem dieser Berater auf dem Weg ins Irkalla folgen …

 Mögliche Aspekte

  • Für den richtigen Preis geh ich überall hin!
  • Wisst ihr nicht, was man sich von ihm erzählt?!?
  • Ich bin hier nicht mit euch eingesperrt, ihr seid hier mit mir eingesperrt!

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