Die Welt

Eisen im Feuer #11: La cartographie – – Weltanschauung und Weltansichten Teil 2

Mit Weltanschauung und Weltansichten starten wir eine dreiteilige Serie innerhalb des Kartenprojektes die über den kartengebrauch in der Welt von Malmsturm aufschluss gibt.


Schriften der Waismark

… seid ihr angewiesen, in den großen Häfen, insbesondere im Süden und Westen, nach Hinweisen auf den Verbleib der damals entwendeten großen Kupferkarte zu suchen. Ihr werdet mit Mitteln versehen, um einen Trupp geeigneter Mitarbeiter, Diener und Wachen um euch zu scharen, doch seid wohl beraten, diesen gegenüber nichts über den wahren Zweck eurer Nachforschungen verlauten zu lassen. Solltet ihr wirklich auf Schiffe und Händler stoßen, welche mit Hilfe der Karte Fahrten über den südlichen Ozean unternehmen, so stellt diese nach außen als Kultisten oder Ketzer dar, denen ihr in eurem Amt als…

Lesbarer Rest eines verbrannten Briefes. Gefunden in einem Kamin des Gasthauses Silberpfanne, nördlich von Phanagor.


Obwohl Weltkarten jeglicher Art im Imperium der Ära des Exzellenten Exils verboten sind, bilden auch hier Ausschnittsvergrößerungen der alten Planarkarten die am weitesten verbreitete Form von Kartenmaterial über die geographische Beschaffenheit des Kernlandes und der angrenzenden Landbrücke des Drachen. Manche Gelehrte – die hier und dort auch noch ebenso illegales wie antikes Kartenmaterial besitzen mögen – glauben, dies wäre ein Ergebnis der relativen Einfachheit und recht akzeptablen Winkel- und Flächentreue dieser Karten, wobei letztere bloß aus der Nähe des Imperiums zum Äquator resultierte. Doch während darin wohl die Alltagstauglichkeit der Karten begründet liegen dürfte, ergab sich ihr historisches Überleben einfach daraus, dass unzählige Besitzer von teils prachtvoll dekorierten Weltkarten des Imperiums, aus diesen zu Beginn des Exzellenten Exils schlicht den Bereich von Kernland und Drachen herausschnitten und den Rest ins Feuer warfen! Erst in jüngster Vergangenheit rührt sich in gewissen Kreisen des Imperiums wieder ein echtes Interesse an den verbotenen Weltkarten und den vergessenen Methoden ihrer Herstellung.  Doch obwohl viele solch geächtetes Wissen vor allem in den Reihen der Technosophen vermuten, könnte der Schlüssel zu einer neuerlichen Erkundung der Welt von Malmsturm von außerhalb derselben kommen: Während im Imperium seit zweieinhalb Jahrtausenden keine Kartographen mehr arbeiten dürfen, pflegen die Dæmonologen weiterhin akribisch die Erforschung fremdartiger Welten – und von denen dürfen sehr wohl Karten erstellt werden! Gleichzeitig haben die besten und genauesten der alten Atlanten, Karten und Globen möglicherweise im Schutz der Kulte der sogenannten Cartologen die Zerstörungswut zu Beginn des Exzellenten Exils überstanden. Die Kugelform der Welt gilt den meisten Völkern der Welt von Malmsturm seit jeher als gesichert – aber im Imperium findet sich nur noch im Tempel der Wahren Welt in Lyssa ein passendes öffentlich zugängliches Abbild: Dort bildet ein Flügelaltar mit fünf riesigen Bildern das Allerheiligste des Tempels. Vier der fünf Bilder sollen die Welt so zeigen, wie sie den Dienern der Götter in den höchsten Himmeln erscheint. Das fünfte, zentrale Bild soll sogar zeigen, wie die Welt den Göttern am ersten Tag erschien, aber dieses Bild gilt seit Jahrhunderten als verschollen und durfte auch davor nur an hohen Feiertagen enthüllt werden.  


Schriften des Imperiums

Die Welt ist eine vollendete Perle. Die größte und vollkommenste Perle in einem bodenlosen Abgrund der Finsternis. Einst wollten eine Handvoll minderer Perlen ihren Platz einnehmen – und nur eine strahlend silberne Perle stand der Welt zur Seite. Da entflammte der Krieg der Monde und die minderen Perlen wurden für alle Zeiten blind und lichtlos in den Abgrund gestoßen. Doch manche hatten den finsteren Monden gedient und weil die Menschen nicht treu geblieben waren, so durften sie das Antlitz der Welt nicht mehr schauen. Denn zuvor, da waren die Perlen wie mächtige Spiegel und die Menschen konnten das Antlitz der Welt auf ihnen erkennen. Nun aber fiel kein Licht mehr auf die Grauen Monde. Der Silbermond hingegen erstrahlte heller denn je – so hell, dass nur noch Schemen der Welt auf ihm zu erkennen waren, denn der Silbermond war treu geblieben, die Menschen aber waren schwach und wankelmütig. Erst wenn die Menschen alle wieder der Welt würdig sind, werden sie ihr Antlitz wieder auf dem Silbermond erblicken. Erst wenn sie das Antlitz der Welt in ihrem Geiste wiederspiegeln können, werden sie würdig sein.

Inschrift auf dem Tempel der Wahren Welt in Lyssa


 

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