… und das ist im Falle des Abenteuers »Tentakelfinger« nicht als blöder Schnack gemeint – denn was uns überhaupt erst auf die Idee zu Tentakelfinger brachte, war tatsächlich ein Schreibfehler! Als wir noch fröhlich am brainstormen waren, was für Abenteuer wir überhaupt bringen wollten, entstand in einer der vielen Mails, die wir hin- und herschickten, durch einen verlorenen Kampf mit dem Smartphone das Wort »Zulkungt« (sollte eigentlich »Zukunft« heißen). Prompt waren wir am rumblödeln, dass das wohl mit Tentakelfingern getippt worden sei. Eine Zeit lang geisterte der »Tentakelfinger von Zulkungt« als Ulk durch unsere Gespräche, aber dann nahm ein irrwitziger Gedanke Form an: Warum daraus nicht etwas Ernsthaftes machen? Dominik hatte schon einmal in einer Malmsturmrunde einen Dieb mit Tentakelfingern gespielt. Das passte also in unser Setting. Aber wie macht man ein Abenteuer daraus? Im Imperium laufen mit den Irrformen so manche tentakelbewehrten Leute herum. Dort wäre der Tentakelfinger also kaum etwas Besonderes. Im Norden oder in der Waismark hingegen würde man den Tentakelfinger für ein absonderlichen Ungeheuer halten. Das macht die Sache gleich viel interessanter! Das Nord-Abenteuer um die verfluchte Nadelberginsel war konzeptionell allerdings schon recht weit. Wir hätten unseren Tentakelfinger nur noch als Nebenfigur reinquetschen können, und das hatte er einfach nicht verdient. Wie würde so ein Tentakelfinger in der Waismark wohl wirken? Ohne Frage würde man ihn mehr noch als im Norden und im Imperium als Missgeburt sehen. Als Stoff, aus dem Albträume sind. Und die Waismark ist ohnehin der Ort der Malmsturmwelt, in dem der klassische Horror am ehesten zuhause ist. So stand neben dem Tentakelfinger, dem groben Handlungsort nun auch vage das Grundthema des Abenteuers: Horror. Und der hätte vielfältige Formen annehmen können, hätte sich der Bjorn nicht unter dem Einfluss von Bier und einer Packung Lidl-Mikrowellenpopcorn nicht an drei Abenden hintereinander a) »From Hell« und b) »Die Legion der Verdammten (Das ist die Les-Misérables-Verfilmung mit Lino Ventura von 1982) reingezogen. Das Ergebnis war: Tentakelfinger wird ein perfider Serienkiller und der genaue Schauplatz ist Phanagor, die größte Stadt der Waismark, die im Abenteuer am Rande eines Volksaufstandes schlingert. Die Herkunft des Tentakelfingers verbanden wir nun noch mit einigen speziellen Eigenheiten der Malmsturmmagie und brachten eine kleine Prise Verschwörung à la »Der Name der Rose« mit ein. Dass Bjorn ein Fan historischer Krimis ist, hatte mit der ganzen Sache selbstverständlich nicht das Allergeringste zu tun. Auf dieser Basis schrieb sich das paranormal angehauchte Horrorkrimi-Abenteuer schon fast von selbst. Zu Tentakelfinger gesellten sich alsbald noch Bordellbesitzerinnen, korrupte Ordensritter, wahnsinnige Læktoren, Aufwiegler, messerwerfende Zwerge, Henkerstöchter und selbstverständlich Shababelmänner. (Was täte man ohne Shababelmänner?) Blieb jetzt eigentlich nur noch zu klären, was wir mit Zulkungt machen sollten. Zulkungt wurde schließlich der Whitechapel-artige Stadteil, in dem Tentakelfinger sein Unwesen treiben sollte. Und das alles wegen eines Tippfehlers auf einem Smartphone.
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