Obwohl nur wenige Einzelheiten über das sagenumwobene Reich der Bhaltarer bis in die Gegenwart überliefert wurden, so gibt es doch einige Eigenarten dieser uralten Zivilisation, die in nahezu allen Erzählungen zu diesem Theman Erwähnung finden – allen voran natürlich die Einführung der Schrift in Form der bhaltarischen Runen, sowie die ungemein schnelle und scheinbar problemlose Eroberung eines gewaltigen Territoriums, welches dann praktisch ohne nennenswerte Unruhen oder Widerstände wenigstens ein halbes Jahrtausend Bestand hatte. Als wesentlich für diese Errungenschaft wird sodann – neben den üblichen Litaneien zur Disziplin, Tapferkeit und Klugheit der Bhaltarer – sehr häufig die sogenannte Straydlysd, die Kriegskunst des Bhaltarischen Reiches angeführt, zu deren hervorragendsten Ergebnissen die Straydvhaerker, die nahezu mythischen Wunderwaffen dieses alten Volkes, gehören. Manchmal wird dabei nur in sehr allgemeinen Begriffen über die Straydvhaerker gesprochen, doch einige besondere Beispiele dieser mächtigen Kriegsgeräte blieben über die Millennien hinweg berühmt und berüchtigt genug, um immer wieder aufs neue in den verschiedensten Texten des Nordens aufzutauchen. Die vielleicht bekanntesten dieser Schöpfungen tragen Namen wie Runenwerfer, Winterriese, Sühnekrieger, Blutrufer und Axtschwinge…
Stimmen des Nordens
„Niemand wird euch nach Balta bringen, um dort nach irgendwelchen unterirdischen Waffenschmieden zu suchen! Die Insel ist gleichermaßen heilig wie verflucht – ihr würdet dort nur sterben und ich und meine Mannschaft würde für immer vom Pech verfolgt…“
Blaemarten Strond, Kapitän der „Vielversprechend“
Runenwerfer waren der Überlieferung nach gewaltige, von Gespannen schwarzer Mammuts gezogene oder geschobene Wagen, auf denen eine kleine Mannschaft von Runengelehrten, Schützen und Mammutlenkern eine komplexe Anordnung von drei bis sieben drehbar befestigten, großen Armbrüsten ähnlichen Speerschleudern bedienten. Das besondere waren jedoch nicht die Speere, sondern die langen dünnen Schläuche aus Aaldärmen, die jeder im Flug hinter sich her zog. Diese Schläuche konnten, lagen sie erstmal ausgestreckt am Boden, innerhalb weniger Augenblicke gigantische Runenkonfigurationen auf ein Schlachtfeld zeichnen, welche sodann in der Lage waren, alle nur erdenklichen Eigenschaften desselben – von Wetter und Bodenbeschaffenheit bis hin zum Verlauf von Wasserläufen und Höhenlinien – unter furchteinflößenden Entladungen magischer Energien umzuformen!
Schriften des Nordens
…immer wieder wird übersehen, dass die Runenwerfer nicht ohne Grund Schläuche warfen! Nach Jahren der Forschung bin ich inzwischen überzeugt, dass die Bhaltarer unterschiedliche Flüssigkeiten durch diese Schläuche leiten und so bestimmte Effekte…
Aus dem Tagebuch von Hilyssos Grylas, einem jungen reisenden Technosophen aus Realgar
Winterriesen sind einfache, aber erschreckende Geschöpfe aus dem Eis und Geröll der ältesten Gletscher des Nordens – doch an den Gletschern sind die nirgends zu finden. Denn diese bis zu zwanzig Ellen hohen humanoiden Monster, die furchtlos jeden Befehl ihrer Feldherren ausführten, konnten beliebig lange spurlos mit dem ewigen Permafrostboden des Norden verschmelzen – nur um sich dann oft während einer bereits begonnenen Schlacht inmitten ihrer todgeweihten Feinde aus dem Boden zu erheben und sie erbarmungslos niederzumetzeln!
Stimmen aus dem Norden
„Ich hab diesen komischen Quarzstab auf einem Fleischmarkt beim Würfeln gewonnen. Der besoffene Kerl meinte, damit könnte ich den mächtigsten Kämpfer des Nordens zu meinem Sklaven machen! Na ja, zumindest das Quarz dürfte was wert sein…“
Ildolf der Beglückte, irgendwo auf den Straßen von Faensal
Ob die Sühnekrieger eine Waffe oder eine Bestrafung des Bhaltarischen Reiches waren, ist bis heute umstritten. Bekannt ist nur die Existenz von Kriegern, die in Rüstungen aus Knochen und Drähten aus alchemistisch erzeugten Metallen in die Schlacht zogen – Drähten, von denen manche sagen, sie wären auch unter die Haut dieser Kämpfer geflochten worden! Jedenfalls sollen die Sühnekrieger nicht einfach nur mit ungeheurem Geschick und Mut gekämpft haben, sondern im Augenblick ihres eigenen Todes mit ihren seltsamen Rüstungen buchstäblich zu lebenden Waffen verschmolzen sein, woraufhin sie sich mit glühenden Augen wieder erhoben und tausendfache Vergeltung für ihren Tod übten!
Stimmen aus dem Norden
„Ein verrückter alter Eispirat hat mir einst von einer tiefen Höhle auf Balta erzählt, in der ein seltsamer Altar aus Stahl und Glas stand – und er meinte sie hätten auf die grausamste Weise erfahren, dass dieser Altar keinem Gott geweiht war, obwohl er jederzeit nur darauf wartete, um Menschen als Opfer anzunehmen. Erklärt hat er das nicht, aber sein Blick als er danach von dem kleinen Bruder faselte, den er zweimal töten musste, reichte mir dann auch…“
Truvarn Grilk, Wirt des „Roten Hasen“ in Nhastrand
Die genaue Natur der sogenannten Blutrufer ist umstritten, ja, einige Gelehrte glauben sogar, dass es sich bei diesen nicht um Kriegsgeräte, sondern nur um eine besondere Eliteeinheit des Bhaltarischen Reiches gehandelt habe. In den wenigen relevanten überlieferten Texten ist jedenfalls stets nur die Rede von kleinen, oft nur fünf Mann starken Trupps besonders „begabter“ oder „geschulter“ Krieger, die mit einzigartig gestalteten Instrumenten in die Schlacht zogen. Dort erzeugten sie angeblich derart machtvolle Klänge, dass diese Mensch und Tier auf dem Schlachtfeld ganz nach Wunsch in einen furchtbaren Blutrausch oder aber in blinde und geistlose Panik versetzen konnten – je nachdem, ob es sich um Freund oder Feind handelte. Bis heute gibt es immer wieder einmal reisende Barden im Norden, welche behaupten, die letzten Nachkommen und Erben der Blutrufer zu sein, doch keiner scheint je eines ihrer Instrumente besessen oder die Kunst des Blutrufens beherrscht zu haben.
Schriften des Nordens
…glaubt man daher den dort gefundenen Inschriften, so wurden die Blutrufer gegen Ende des Reiches verbannt und viele ihrer Werkzeuge beschlagnahmt und zerstört – was wiederum Tod oder Wahnsinn für deren ursprüngliche Besitzer bedeutet hätte, wenn unsere zuvor erläuterten Annahmen zur quasi-symbiotischen Natur dieser wenigstens teilweise organischen Instrumente zutreffen sollten! Ein Teil der Inschrift deutet aber auch an, dass einige ausgewählte Exemplare von den Blutrufern selbst an geheimen Orten regelrecht begraben und bestattet wurden, wobei die Lage der sogenannten Aulotaphen (manchmal auch als Chelytaphen oder Nekromhouson bezeichnet) weiterhin…
Aus der Hinterlassenschaft von Yorg Runbarg, verschollener Gelehrter aus Grimwerk
Die berühmten Axtschwingen erscheinen heute meist nur als Fabelwesen in den Geschichten des Nordens, aber das hindert viele Gelehrte nicht daran, in diesen Wesenheiten sehr reale Diener des Bhaltarischen Reiches zu sehen. In Märchen und Legenden wird allerdings gern von gigantischen unsterblichen Raubvögeln, halb Drache, halb Adler, gesprochen, deren Körper von messerscharfen Schwert- und Axtklingen, anstatt von einem Federkleid bedeckt ist. In Wahrheit, so die Gelehrten, waren die Axtschwingen ein Gespann zweier riesenhafter Geier oder Adler vom Rand der Nedderfaellen, die in ihren Klauen eine Art Schaukel aus zwei langen Schleppketten und einer Verbindungskette, welche mit übergroßen Axt- oder Sichelklingen bewehrt war, trugen. Ob diese Bestien von menschlichen Reitern oder von besonders befähigten Zwingern am Boden gelenkt wurden, ist umstritten, aber man geht ansonsten davon aus, dass diese bis zu zwanzig Faden langen Schleppketten von den Vögeln kurz über Bodenhöhe durch die Schlachtreihen der Gegner gezogen wurden, so dass diese tatsächlich wie bloße Grashalme von einer enormen Sense hinfort gemäht wurden!
Stimmen aus dem Norden
„Diese zwei Zwinger dort drüben – ja, der mit dem schneeweißen Adler und der mit den drei Wölfen – glaubten wirklich, sie hätten genug Silber, um mich für eine Expediton in den Hodmimforst anzuheuern! Ich bin doch nicht irre. Die zwei aber schon: die suchen ernsthaft nach der Stadt der eisernen Türme – nach Iarngaerd! Nur weil irgendwelche Märchen sagen, dort wäre die Heimat der Axtschwingen und ihrer Meister gewesen…“
Julfgarn Erdharm, Jäger aus Svinsager
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