Schon seit Urzeiten bewundern die einfachen Leute die vielen sonderbaren Vehikel der Technosophen, die ihre Meister mit irrwitzigen Geschwindigkeiten von Ort zu Ort tragen. Eine Chance, jemals selbst mit so etwas zu fahren, hat man aber nur, wenn man selbst ein Technosoph ist. Findige Geister deshalb haben unlängst einen pferdelosen Wagen erfunden, der auch ohne komplexe Maschinerien wie von alleine fährt – den weit verbreiteten Sandgleiter. Wozu Motoren und magische Glyphen, wenn leichte Metallrohre, ein wenig Draht und ein Segel es auch tun? Sandgleiter bestehen aus einer länglichen Kanzel aus Metall und Leinen, hohen Rädern und einem dreieckigen Segel. Gesteuert wird das Gefährt über eine komplexe Anordnung von Zugdrähten und eine Lenkstange. Auf den ersten Blick erscheinen die Fahrzeuge sehr fragil, tatsächlich sind der Rahmen und die primitive Steuermechanik jedoch ziemlich robust. Sandgleiter können zwar nur ein bis zwei Personen und so gut wie keine Fracht tragen, aber sie sind weit schneller, als jede Kanalbarke je sein könnte. Ja sie erreichen bei gutem Wind sogar höhere Geschwindigkeiten als ein galoppierendes Pferd! Das macht sie für Botenfahrten und schnelle Personentransporte ideal. Steigungen machen dem Sandgleiter stets einige Schwierigkeiten, weswegen man die flinken Maschinen vor allem im Flachland antrifft. Das imperiale Militär setzt die Gleiter in den Steppen Virgistans und in den flachen Steinüsten der imperialen Halbinsel als schnelle Kurier- und Erkundungsfahrzeuge ein. Die Händlergilde verwendet Sandgleiter ebenfalls als Schnellkuriere. Darüber hinaus werden Sandgleiter auch von Privatpersonen als Reisemittel oder Sportgerät verwendet. Eine eigene Gilde haben die Sandgleiterpiloten nicht.
Wegen der halsbrecherischen Geschwindigkeiten, mit denen Sandgleiter sich fortbewegen können, traut sich natürlich nicht jeder, in ein solches Gefährt einzusteigen. Man sagt sogar, Sandgleiterpiloten wären eine ganz eigene Sorte Mensch. Es benötigt Geschick, schnelle Reflexe und technische Expertise, um einen Sandgleiter auch wirklich gut steuern zu können. Und, um ehrlich zu sein, gehört auch ein bisschen Wahnsinn dazu. Viele Sandgleiterpiloten wenden den größten Teil ihrer Zeit auf, um Fahren zu üben und an ihrem Gleiter herumzuschrauben, um seine Leistung zu verbessern. Ihren Fahrzeugen bringen sie dabei eine schon fast kultische Verehrung entgegen. Sie pflegen und hegen sie oft besser als ihre eigenen Kinder. Die Gemeinschaft der Sandgleiterpiloten ist alles andere als Homogen und besteht aus vielen kleinen „Banden“ und verschrobenen Einzelindividuen. In der Achtung der Sandgleiterpiloten steht der am Höchsten, der der waghalsigsten Fahrer oder der beste Mechaniker ist. Herausragende Piloten finden sich oft als Idole jüngerer Fahrer wieder, sind aber auch oft Zielscheibe für Neid und Missgunst.
Im Kampf darum, wer der beste Pilot ist, kommt es oftmals zu erbitterten Feindschaften. Zwar sieht der ungeschriebene Ehrenkodex aller Sandgleiterpiloten vor, dass man andere Piloten nicht angreift, aber wer seinen Gleiter gut beherrscht, kann einen Gegner allein durch gewiefte Fahrmanöver aus der Bahn werfen. In schwerwiegenden Fällen von Feindschaft und Streit sind Messerstechereien jedoch keine Seltenheit und einige krankhaft ehrgeizige Piloten schrecken auch vor Sabotage nicht zurück.
Manchmal kommt es vor, dass ein Pilot so gut oder so skrupellos ist, dass er Bewunderer und Jünger um sich schart und sich eine Gruppe von Piloten bildet. Organisiert sind diese Gruppen sehr oft nach dem Muster imperialer Straßenbanden, denn Sandgleiterpiloten stammen nur selten aus der Oberschicht. In diesem Falle werden die Gleiter in Bandenfarben bemalt und es etabliert sich innerhalb der Gruppe so etwas wie eine Kommandostruktur, die aber immer wieder von Kompetenzgerangel und Rivalitäten erschüttert wird. Einige solcher Banden bilden kommerzielle Kurierbetriebe, andere sind wenig mehr als Straßenräuber auf Rädern, die Handelsrouten der Wüsten und kleinere Dörfer terrorisieren. Sogar die Sandgleiterpiloten in Diensten der Legion zeichnen sich durch undisziplinierte Züge und einen starken Hang zum Konkurrenzdenken aus.. Die Sandgleiterbrigade gilt daher als schwer kontrollierbarer Sauhaufen und die Piloten als arrogante Einzelkämpfer.
Grade wegen solcher Eigenheiten der Piloten und den Risiken, die schnelles Gleiterfahren mit sich bringt, sind Sandgleiterrennen ein beliebtes und spektakuläres Sportereignis, das vor allem im zentralen Imperium sehr beliebt ist. Für viele Städter sind die jährlichen Sandgleiterrennen eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen man die eigene Stadt verlässt. Nur in Lyssa finden sich Arenen, die groß genug sind, um Gleiterrennen zu ermöglichen, in allen anderen Städten finden die Rennen außerhalb statt.
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