Stimmen aus dem Imperium
…ich hab sie gesehen – und alles Gold des alten Kaisers wird mich nicht wieder dorthin zurück bringen! Warum? Warum?? Es sollte genügen, euch zu erzählen, was damals aus meinem armen Bruder wurde – ja, genau, Thevrak der Prächtige! – aber das würde euch nur anspornen. Sagen wir einfach, dass die Geschichten früher nur von einigen blauen Brocken erzählten – aber ich sah sie im letzten Winter und da ragte nur noch schillerndes blaues Glas in turmhohen Scherben aus den Fluten!!
Benjor Vhel, ein alter Fischer im Hafen von Nephelin
Die Geschichten über die Blaue Insel kursieren schon seit vielen, vielen Jahren – manche würde sogar sagen seit Jahrzehnten – überall auf dem Drachen, aber von den Einwohnern des Kernlandes haben dennoch nur die wenigsten bisher auch nur eine von ihnen gehört. In Nephelin hingegen, direkt am Ufer des Septembrischen Meeres, vermag jeder Bettler auf Zuruf ein halbes Dutzend Anekdoten und schaurige Gerüchte über diesen seltsamen Ort zu erzählen. Sie alle handeln von einer kleinen, nur wenige Verst durchmessenden Insel, die irgendwo im fernen Norden, in Sichtweite der vigirischen Küste und auf halbem Wege nach Okolnir aus den Fluten ragt. Auf den ersten Blick scheint die Insel nur ein schroffes Stück Fels zu sein, das von tosender Brandung und messerscharfen Klippen umgeben ist, die jedes Landungsunternehmen zum bloßen Selbstmordversuch erklären. Dennoch berichten die unterschiedlichsten Erzählungen von einer engen Bucht, in der ein versteckter Strand aus schwarzem Sand sogar schiffbrüchigen Schwimmern und einfachen Fischern in ihren kleinen Booten einen sicheren Zugang zum Inneren der Insel ermöglicht. Dort soll ein breiter und flacher Talkessel liegen, in dem die sonst grauschwarzen Konturen der Insel von Gebilden bedeckt werden, die in einigen Geschichten als kleine Gletscher beschrieben werden, die aus einer Art halbdurchsichtigem blauen Eis bestehen. Anders als das Eis der großen Gletscher des Nordens ist dieser Stoff jedoch allen Berichten zufolge fast körperwarm und schmilzt nicht zu Wasser. Stattdessen splittert dieses blaue Glas, wie es oft genannt wird, schon bei leichter Berührung und hinterlässt dann winzige, schwer zu entfernende Splitter in Haut und Fleisch. Angeblich sind diese Splitterverletzungen jedoch nicht nur völlig schmerzlos, sondern führen auch bei Verbleiben des Splitters in der Haut zu einer sich ständig ausbreitenden Schmerzunempfindlichkeit, die irgendwann den gesamten Körper umfasst! Gefährlich soll dies dennoch nicht sein, denn der so „betäubte“ Splitterträger reagiert – so sagt man – immer noch instinktiv auf gefährliche Hitze, Kälte oder plötzliche Verletzungen, behauptet aber trotz allem, dabei keinerlei Schmerzen zu erleiden. Manche berichten sogar von einer besonders gesteigerten Widerstandsfähigkeit oder Heilgeschwindigkeit der entsprechend betroffenen. So wird gewissen ungeheuer erfolgreichen Gladiatoren der letzten Jahre immer wieder nachgesagt, sie wären auf der Blauen Insel gewesen, um nun selbst schwerste Schläge wie Regentropfen von sich abprallen zu lassen. Weit häufiger hört man allerdings von Seeleuten, die mit strahlend blauen Augen und großen Reichtümern von der Insel zurückkehrten, die aber fortan weder Vater noch Mutter, weder Freund noch Frau wiedererkannten und einfach ein völlig neues Leben in einer fernen Stadt begannen! Denn zumindest von Reichtümern und geheimnisvollen Schätzen auf der sonst unbewohnten Insel, auf der nicht einmal Möwen landen sollen, berichten wirklich alle Geschichten: Innerhalb der „Gletscher“ aus blauem Glas sollen immer mal wieder exotisch wirkende Waffen, Schmuckstücke und Rüstungen, aber manchmal auch ganze Machina in der Art des frühen Imperiums sichtbar sein – und es mangelt nicht an Geschichten über glückliche Schiffbrüchige, die derartige Kostbarkeiten erfolgreich aus dem umgebenden Glas schlagen konnten…
Schriften aus dem Imperium
…muss angenommen werden, dass der beobachtete Sternensturz nicht mit der üblichen thermischen Auflösung endete. Das Objekt „Grau C-XXXIV“ scheint sogar eine aktive Impulsveränderung erfahren zu haben, an deren Ende möglicherweise ein semi-intakter Absatz im nördlichen Ozean (siehe beiliegende Karte 3.1.) erfolgte. Fehlende Flutwellenberichte lassen darauf schließen…
Aus einem Geheimbericht von Jeylik Alecham, diensthabender Technosoph im Observatoriumsturm des Copal
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