Die Fragmente

Malmsturm – Die Fragmente: Das Schicksal der Entdecker – die vierte Gilde des Imperiums

Schriften des Imperiums

…blieben unsere Nachforschungen zu der angeblich in der Horm gefunden Archivkammer der Verfemten – Fluch ihrem Namen! – leider ergebnislos. Im Verlauf der Untersuchung erhärtete sich jedoch unser Verdacht, dass gewisse Kapitäne aus Manto (siehe Namensliste) unsere edle Gilde seit Jahren hintergehen und dabei auf ihren Reisen möglicherweise regelmäßig Kontakt mit – echten oder vorgetäuschten – Nachkommen der verhassten Erzfeinde pflegen. Hinweise auf deren immer noch nicht akquirierten pekuniären Reserven fanden sich hingegen nur…

Aus einem blutbesudelten Brief, der am Körper eines Boten der Kaufmannsgilde gefunden wurde

 

Fällt das Wort „Gilde“, so denkt heute jedermann im Imperium an die drei großen Gilden – Assassinen, Kaufleute und Technosophen – deren Einfluss überall zu spüren ist, auch wenn nur wenige je Kontakt zu einem Mitglied der Assassinen oder Technosophen gehabt haben und meist eigentlich nur einige Kaufleute und Mitglieder der sogenannten „Untergebenen“ kennen. Dabei bildeten einst alle Arten von Untergebenen ihre jeweils eigene und unabhängige Gilde, doch schon seit Jahrtausenden absorbierten die Kaufleute mehr und mehr dieser Gilden, um sie zu gehorsamen Elementen ihrer eigenen Machtstruktur zu machen. Schließlich verschwanden gegen Anfang der Ära des Exzellenten Exils auch die letzten freien Gilden, nämlich die der Heiler, Köche und Lehrer, im Schmelztiegel der Kaufmannsgilde. Einige wenige Gelehrte wissen allerdings, dass mit dem Beginn des Exzellenten Exils auch noch eine weit größere Gilde verschwand, deren Größe und Bedeutung über lange Zeit derjenigen der heutigen drei Gilden entsprach oder diese sogar übertraf! Diese legendäre vierte Gilde, über die kaum noch etwas bekannt ist, soll die sogenannte Gilde der Entdecker gewesen sein. Zu ihr gehörten Kartographen, Vermesser und Navigatoren ebenso wie Völkerkundler, Botaniker und Zoologen, welche die Kulturen und Lebensformen weit entfernter Länder und Kontinente studierten und aufzeichneten. Vor allem aber waren die Entdecker kühne Reisende, die immer wieder in bis dahin unbekannte Regionen vordrangen, um deren Geheimnisse und Wunder zurück in die imperialen Archive ihrer Gilde zu bringen.

 

Stimmen aus dem Imperium

„…und genau deswegen bin ich sicher: Diese Cartosophen, die sind gar nicht der Haufen verrückter Kultisten, für die sie alle halten! Das ist nur ein perfider Deckmantel für die Erben der vierten Gilde. Überleg doch: Sie können Berge an alten Schriften und Karten anhäufen und dennoch hält sie jeder nur für harmlose Spinner!“

Klemdulkan der Eingeweihte, Bauchhändler in Lyssa

 

Man sagt, dass es auch die Gilde der Entdecker war, die – zumindest seit der Ära des Wohlverdienten Reichtums – dem Imperium neue Kolonien und Handelsniederlassungen in aller Welt zuführte und so zeitweise die Gilde der Kaufleute an Reichtümern überflügelte. Dennoch ging es den Entdeckern wohl stets mehr um den Vorstoß ins Unbekannte als um die Anhäufung von Macht und Wohlstand – ein Umstand, der ihnen endlich zum Verhängnis wurde als die Ära des Exzellenten Exils anbrach und die gesamte Gilde zur Reinwerdung verurteilt, der rituellen Vernichtung aller physischen Zeugnisse und Relikte, die sonst zu Beginn einer neuen Ära nur gewissen historischen Quellen widerfährt. Aber trotzdem – oder eben deswegen – halten sich hartnäckig verschiedenste Gerüchte und Legenden über diese verschwundene Gilde. So sollen die Entdecker einige ihrer sagenhaften Archivkammern rechtzeitig evakuiert und in Sicherheit gebracht haben, wobei vor allem die Wüsten des Imperiums, vergessene Kolonien und exotische einsame Inseln als mögliche Verstecke genannt werden. Die bekannteste Legende, die viele für eine reine Abenteuergeschichte für Kinder halten, erzählt jedoch davon, wie einige ausgesuchte Entdecker sich rechtzeitig in fünf mächtige Schiffe begaben, welche die Gilde über hundert Jahre hinweg im Geheimen erbauen ließ, um mit ihnen bisher unbekannte und unerreichbare Länder zu erkunden. Diese fünf Schiffe trugen sie dann in langer gefahrvoller Reise an fünf ferne Gestade, wo die Nachfahren der Entdecker bis heute über das gesammelte Wissen ihrer Vorväter wachen sollen: ein Schiff fuhr ins Land der Träume, eines ins Land unter dem Meer, eines ins Land über den Wolken, eines ins Land hinter dem Mond und eines ins Land der Toten. Sieht man von derartigen Märchen einmal ab, so bleiben dennoch viele hartnäckige Gerüchte und Verschwörungstheorien über diese untergegangene Gilde, von der gern gesagt wird, sie existiere seit Jahrhunderten im Untergrund weiter und steuere hinter den Kulissen so manche politische Intrige – nur um eines fernen Tages wieder aufzuerstehen und furchtbare Rache an denen zu nehmen, die sie einst ins Unglück gestürzt haben. Tatsächlich tauchen immer mal wieder – meist in alten Ruinen in der Wüste oder im Nachlass von irgendeinem besonders exzentrischen Adligen – merkwürdige Instrumente, Kartenreste oder Schatullen und Schaukästen mit bizarren Exponaten auf, die unweigerlich mit der angeblichen Hinterlassenschaft der Entdeckergilde in Verbindung gebracht werden. Das hat zwar schon so manche Gruppe von Glücksrittern oder fanatischen Gelehrten zu tollkühnen Suchaktionen, Diebstählen und Expeditionen veranlasst, aber bis zum heutigen Tag ist es scheinbar dennoch niemandem gelungen, einen besonderen Schatz oder gar eines der Archive der Entdecker zu finden…

 

Mögliche Aspekte

  • Das Erbe der vierten Gilde
  • Auf den Spuren der Entdecker
  • Jenseits des Exzellenten Exils
  • Die Wahrheit und „Das Märchen von den fünf Schiffen“

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