In den nur noch selten befahrenen Gewässern zwischen dem Imperium und den unzähligen Inseln von Dhelyrien tauchen alle paar Jahrzehnte geheimnisvolle unbemannte Schiffe, die sogenannten Kaiserfähren, auf. Den meisten Berichten nach, existieren sie in den verschiedensten Größen, sind aber üblicherweise von ähnlicher Bauart: Kaiserfähren sind demnach meist Trimarane, verfügen weder über Masten, noch Segel oder Galeerenruder, und haben nur einen zentralen Aufbau, der über den größten Teil des mittleren Rumpfes verläuft. Diese Schiffe sollen aus einem matten grau-silbernem Material bestehen, dass weder Holz noch Metall ist, aber allen bekannten Waffen widersteht. Die kleinsten Kaiserfähren sind nur wenige Dutzend Ellen lang und bieten nur einer Handvoll Passagieren Platz, aber es wurden auch schon Exemplare von über fast dreihundert Ellen Länge gesichtet – und einigen sehr alten Legenden nach, soll die als erste so benannte Kaiserfähre ein volles Verst messen! Das eigentlich besondere Merkmal dieser Schiffe ist jedoch weder ihre Größe, noch ihr rätselhafter Antrieb oder ihr unbekannter Ursprung. Das Außergewöhnliche an den Kaiserfähren ist, dass sie stets dort auftauchen, wo jemand dringend eines Schiffes bedarf, diese Personen dann anstandslos an Bord kommen lassen – und sie dann an Bestimmungsorte bringen, an welche die Passagiere gar nicht dachten und die sie oft nicht einmal kannten! In den meisten Geschichten über die Kaiserfähren stellt sich jedoch dann heraus, dass es entweder für die Passagiere oder die Menschen an den Zielorten von größter Bedeutung war, dass diese Reise stattfand – auch wenn es einige Anekdoten über Reisen mit Kaiserfähren gibt, in denen das Reiseziel vor allem als gerechte Strafe für die Passagiere dient. Diese Legenden sind so tief in den Hafenstädten des Imperiums verankert, dass es dort immer wieder einmal vorkommt, dass sich verzweifelte Menschen, die sonst keinen Ausweg mehr sehen, sich in winzigen Booten aufs hohe Meer treiben lassen, wo sie „auf des Kaisers Gnade hoffen“, d.h. auf die Rettung durch eine der Kaiserfähren, die sie dann an einen Ort bringen soll, wo ihre Wünsche Erfüllung finden können. Doch die meisten finden nur den Tod.
Es gibt wesentlich weniger Berichte über das Geschehen und die Verhältnisse an Bord der Kaiserfähren als über ihre Ziele und Passagiere – und die vorhandenen Geschichten stimmen nur selten überein: in manchen verschlafen die Passagiere die gesamte eigentliche Reise, in manchen ist von lebenden Schiffen und unsichtbaren Geistern die Rede, während andere von unheimlichen Besatzungen mit toten Augen erzählen, die von einem unsterblichen Kapitän befehligt werden, und mit denen die Passagiere zu vielen wundersamen Gestaden reisen. In keinem Fall gelang es jedoch je, die Kontrolle über eines dieser Schiffe zu erlangen oder sie zu zerstören – auch wenn behauptet wird, dass wenigstens einmal in jeder Ära ein Imperator einen solchen Versuch unternimmt…
Bringt jeden dahin, wohin er gehört
Du siehst es nicht kommen
Taucht nur auf, wenn es gebraucht wird
Stärker als jeder Sturm
Als wäre der Kaiser eben von Bord gegangen…
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