Das Drumherum

Die Autorenausgabe ist versendet. Wir haben geliefert

Heute hat die letzte Autorenausgabe seine Empfängerin und Empfänger erreicht.

So das war es nun also. Alle Bücher sind bei ihren Besitzern aungekommen. Wenn wir nun so zurückblicken auf die letzten Monate könnte man meinen, dass es doch reichen würde, meine Ausgabe in Augenschein zu nehmen – dem ist aber wirklich nicht so. Nach ausgiebiger »Hautbeschau« mussten wir doch konstatieren, dass jedes Buch wie ein Lebewesen seine eigene Persönlichkeit und Ausstrahlung hat. Einige Bücher sind beinahe makellos, während andere deutliche Spuren eines bewegten Lebens zu tragen scheinen: eine abgewetzte Stelle auf der Rückseite, einige Kratzer am Buchrücken, Linien, die sich wie Verwerfungen über das gesamte Buch ziehen. Auch im Bereich der Färbung schillert manches Buch in verschiedenen Farbtönen, während andere beinahe gleichmäßig gefärbt aussehen. Ein drittes deutliches Unterscheidungsmerkmal ist die Musterung des Leders, die mal gröber und mal feiner ausfällt. Schließlich ist dies auch die Haut eines Lebewesens gewesen. All das sieht man und verlangt zumindest uns einiges an Respekt ab.

Natürlich haben wir geschaut, welches jetzt das schönste Buch geworden ist. Aber letztlich hatte jeder fünf andere Bücher, die für ihn in die engere Auswahl für diesen Titel kämen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich herrlich streiten. Und dann begonnen einige Bücher mit der Zeit noch an Charakter zuzunehmen. Manche Qualitäten nimmt man eben erst wahr, wenn man ein Buch auch in die Hand nimmt, spürt, wie sich das Leder anders anfühlt als bei einem Buch, das einen zuvor optisch so beeindruckt hat. Und wenn man genau hinfühlt, -sieht und -hört, beginnt ein Buch zu einem zu sprechen, erzählt einem seine Geschichte. Gehörte es einem Seyder und ist deswegen genauso makellos schön? Hat es den Angriff eines Dæmons nur mit knapper Not überlebt und aus diesem Kampf die Schrammen und Kratzer davongetragen? Verbirgt sich unter der Falte im Leder vielleicht selbst ein kleiner Dæmon, der nur darauf wartet, an die Oberfläche zu treten?

Letztlich ist jedes Buch ein Individuum mit eigenem Charakter geworden. Was absolut phantastisch und nicht vorhersehrbar war. Es ist jetzt schon schwer geworden, all diese Bücher loszulassen und wegzugeben. Aber wir wissen ja, dass ein jedes in gute Hände gelangen wird. Und vielleicht schaffen wir es ja einmal, dass sich alle Bücher einmal wieder an einem Ort versammeln – zu einem Familientreffen der besonderen Art.

Hier gibt es eine Zusammenfassung des Projekts inklusive Bildergalerie aller 25 Exemplare.

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