Ich arbeite gern mit Konzepten. Gerne mit Dogmen. Auch Malmsturm unterliegt einigen Dogmen. Sowohl was die Art und Weise der Sprache angeht, als auch die Quellen der Inspiration und wie wir diese verwenden. Nicht alles, was geil ist, findet seinen Weg ins Buch: Es muss schließlich auch den dem Projekt zugrundeliegenden Paradigmen genügen. Das ist oft unbequem, hilft aber ungemein, ein stringentes Produkt zu erschaffen.
Die erste Version von Malmsturm war durchaus etwas Besonderes. Das bescheinigen uns einige Rezensionen, Stimmen an Ständen sowie Lob und Haupthaarstreicheleien in Foren und E-Mails.
Dass wir und auch das Spiel eine Entwicklung durchmachen, ist selbstredend. Björns Ansage, für die zweite Version einfach mal ’ne optische Schippe draufzulegen und ob es einfach mal etwas fieser werden könnte, quittierte das Team mit einem einfachen »Sehr gerne!« Das ist natürlich mehr als genug Ansporn für mich, auch mit dem Layout nachzuziehen. War das erste Layout eine Reminiszenz an das gute alte Buch und eine Rückwärtsgewandtheit an den Vierfarbwahn, der uns in den letzten Jahren im Rollenspielbereich bescheinigt wurde, so war es auch dazu da, lesbarer zu sein und den Illustrationen den Platz zu geben, die sie benötigen.
Malmsturm war und ist ein Fantasy-Rollenspiel, ohne dass die Optik in Pergament, Mittelalter und Grunge-Elementen ertrinkt. Die Illustrationen sprechen eine ganz deutliche Sprache und tragen die Atmosphäre, während das Layout nie zu aufdringlich und fantasy-esk sein wollte und durfte. Mit der neuen Version gehe ich noch noch einen Schritt weiter: Moderner, lesbarer, strukturierter und grafischer ohne die Anker zu leugnen, derer sich die Fantasy bedient.
Wer das Layout zum erste Mal sieht, wird sich vielleicht etwas stören an der optischen Dissonanz, die entstanden ist. Aber nur vielleicht. Es ist nicht ganz gefällig und doch passend. Woran liegt das?
Zuerst wurde das alte Layout auf links gedreht und es kommt Farbe ins Spiel. Dass Malmsturm nun farbig wird, hat aber einzig und allein den Sinn, das Layout besser auszuzeichnen und lesbarer zu machen: Design follows function. Mit Farben kann man neben Platzierung einiges an Struktur schaffen. Das wollte ich. Inmitten musikalischer Inspiration holen wir farblich weit aus und kleiden uns in Gold, weiß, rot und schwarz. Die Basis der Farben fußt auf meiner Kutte, die vornehmlich aus Bandpatches dieser Farben besteht. Wer sich die Mühe macht und Farbschemata basierend auf diversen Albencover macht, wird nicht sonderlich verwundert sein, genau diese Farben wiederzufinden. Darum plötzlich Farbe!
Generell ist Lesbarkeit immer ein großes Thema bei Malmsturm. Dazu verabschiede ich mich nun auch vom Blocksatz und ein linksbündiger Flattersatz wird Einzug halten. Der Blocksatz mag zwar im Gesamtbild harmonischer wirken, doch für das Auge schöner zu lesen ist der Flattersatz, da die Abstände zwischen den einzelnen Wörtern gleich bleiben. Es bleibt aber gewohnt einspaltig, einfach weil ich mich wehre, das zweispaltige Rollenspieleinerlei zu setzen ^^. Nennt es protest anarchy oder einfach »gefällt mir besser.«
Das gute alte B5-Format kommt auch iwede rzum Einsatz. Auch wenn ich mit erschrecken festgestellt habe das die alten Bücher einen Zahlendreher im Format haben und kleiner als B5 sind. Das wiederum macht sich aber nun ganz gut da die beiden Bücher sich im Regal von der neuen Reihe absetzt. Und ja: Goldschnitt bleibt!
In Sachen Layout frickel ich an einem alten Gedanken herum, der schon zum ersten Regelwerk aufkeimte, aber nicht so recht aufgelöst werden konnte. Der Gedanke zeigt auf, wie Metal das Projekt Malmsturm auch gestalterisch beeinflusst. Im Grafikdesign bedient man sich des Goldenen Schnitts, einer Harmonielehre, die sich mathematisch begreifen und anwenden lässt, um Raum zu gestalten. In der Musik, speziell im Metal, gibt es etwas Ähnliches (die Chromatik bzw. den Tritonus). Letzterer ist von den Mönchen des Mittelalters aufgrund seines bedrohlichen Klangs als diabolus in musica (Teufel in der Musik) bezeichnet worden. Einige Metalbands greifen den Tritonus in ihren Werken auf. Was wäre also wenn man versucht eine harmonische oder dissonante Musiklehrer optisch darzustellen? Ich war nun auf der Suche, diese Tonleiter irgendwie mathematisch auf ein Layout umzurechnen. Da die Musik der kleine Bruder der Mathematik ist sollte das gelingen. Fündig bin ich im Frequenzverhältnis des Tritonus geworden. Basierend auf dem Tritonus will ich also hochtrabend den diabolus in paginis zusammenschustern …
2 Comments on Gedanken zum neuen Layout
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