Sword & Sorcery

Die Welt von Malmsturm wurde als Hintergrund für Fantasyrollenspiele entworfen. Malmsturm gehört zu einer spezifischen Unterart der Fantasy, die meistens mit dem von Fritz Leiber geprägten Begriff »Sword and Sorcery« bezeichnet wird. Sword and Sorcery hat ihre Anfänge in den »Pulp«-Magazinen der 1920er und -30er Jahre, in denen neben »normalen« Abenteuer- und Kriminalgeschichten phantastische Erzählungen erschienen. Diese Kurzgeschichten waren – nach heutigem Verständnis – entweder Horror, Science Fiction oder Fantasy, wobei die Autoren selten auf eine strikte Trennung dieser Genres achteten. Oft wurden die Grenzen zwischen Magie und Wissenschaft oder zwischen Außerirdischen und übernatürlichen
Monstern ganz bewusst verwischt. Gleichzeitig blieben die Hauptrollen meist Menschen vorbehalten, während intelligente nicht-
menschliche Rassen entweder gar nicht oder als gefährliche Monster auftauchten – eine Ausnahme bildeten tragische Charaktere, die als letzte ihrer Art in Erscheinung traten. Das als Sword and Sorcery bekannte Genre entstand in den Fantasy-Geschichten von Robert E.
Howard, Clark Ashton Smith, C. L. Moore und Fritz Leiber. In späteren Jahrzehnten wurde deren Tradition von L. Sprague de Camp, Lin Carter, Michael Moorcock und Karl Edward Wagner aufgegriffen.


“What happened to fantasy for me is what also happened to rock and roll. It found a common denominator for making maximum money.
As a result, it lost its tensions, its anger, its edginess and turned into
one big cup of cocoa.”
– Michael Moorcock –


Im »Dying Earth«-Genre, das sich um alte und sterbende Zivilisationen dreht, finden sich Überschneidungen mit Elementen der Sword and Sorcery, insbesondere bei Clark Ashton Smith, Jack Vance und Gene Wolfe. Ganz bewusst präsentiert Malmsturm daher eine Welt, die viele typische Eigenschaften der Hintergründe klassischer Sword-and-Sorcery- oder Dying-Earth-Geschichten vereint: eine unüberschaubare Geschichte voller untergegangener Kulturen und Reiche, Menschen als dominante intelligente Spezies, Überbleibsel vergessener Techno­logie und Wissenschaft, ein in Dekadenz versinkendes Großreich, von Barbaren bewohnte Wildnis, monströse Tiere und Pflanzen, exotische Stadtstaaten usw. Aber wirkliche Sword-and-Sorcery-Abenteuer erfordern nicht nur eine passende Welt, sondern vor allem die geeigneten Charaktere und Konflikte! Die Helden der Sword and Sorcery prägen dieses Genre durch ihre – oft wenig heldenhaften –
Eigenarten und Abenteuer: Klassische Fantasy-Helden bestimmen in gewaltigen Kriegen und durch epische Anstrengungen das Schicksal der Welt. Ihr Schicksal ist der Kampf gegen das Böse. Die Maßstäbe in den Geschichten um Conan, Kane, Jirel, Elak oder Fafhrd sind meist sehr viel kleiner und vor allem persönlicher gestaltet. Selbst wenn diese Charaktere gegen Halbgötter streiten, stecken dahinter meist banale Motive. Die Größe findet sich in der Sword and Sorcery stets in ihren Helden: Wir begegnen ihnen, wenn sie schon erfahrene Streiter sind. Sie zeigen Willenskraft und Emotionen, hegen persönliche Ehrvorstellungen, Ziele und Wünsche. Ausnahmen sind hier die Charaktere späterer Autoren wie Michael Moorcock oder Gene Wolfe: Diese sind in Entscheidungen kosmischer Tragweite verwickelt, handeln trotzdem aus eigener Motivation heraus und erfassen oft erst am Ende ihrer Geschichte die umfassende Bedeutung ihres Schicksals. Echte Vorherbestimmung und die Ohnmacht eines Helden angesichts seines Schicksals gehören allerdings nicht in klassische Sword-and-Sorcery-Geschichten – und gerade Malmsturm ist dank seiner individuell beeinflussbaren Realität dafür kaum geeignet.


“Better freedom and a chilly road than a warm hearth and servitude.”
– Fritz Leiber–


Sword-and-Sorcery-Helden tun alles, um ihre Ziele durchzusetzen. Wenn sie geschlagen werden, holen sie sofort zum Gegenschlag aus. Statt sich in einen jahrelangen Guerillakrieg zu verstricken, gehen sie durch die Hölle und nehmen sich dort das, was sie zum Töten ihres Feindes brauchen. Wieder andere schlagen sich jahrelang als Diebe oder Söldner durch, werden aber als scheinbar entbehrliches Fußvolk beinahe Opfer irgendeiner politischen Intrige – nur um dann einen blutigen Rachefeldzug gegen den adeligen Hohepriester und Urheber der Verschwörung zu beginnen. Diese Figuren sind Anti-Helden: Statt den Schwachen mit ihren überragenden Fähigkeiten zu helfen, handeln sie meist egoistisch. Das ist allerdings keineswegs unbeabsichtigt und passt durchaus zum Ursprung der Sword-and-Sorcery-Fantasy, denn selbst zeitgenössische frühe Helden, Privatdetektive und maskierte Rächer aus den Pulpmagazinen – The Shadow, Domino Lady, The Continental Op, The Spider – waren oft Anti-Helden oder bewegten sich in recht individuell definierten moralischen Grauzonen. Viele Sword-and-Sorcery-Protagonisten sind daher Einzelgänger, es gibt aber auch Beispiele für langjährige Weggefährten, deren Freundschaft gerade wegen der Leidenschaftlichkeit dieser Figuren besonders eng ist. Um einen geeigneten Spielercharakter für Malmsturm zu erstellen, sollte man also keine Scheu vor extremen Ereignissen in der Vorgeschichte der Figur oder gar vor besonders dramatisch klingenden Aspekten zeigen – im Gegenteil!
Mut und der feste Wille, sich selbst treu zu bleiben, zeichnen viele Sword-and-Sorcery-Protagonisten aus – und in der Welt von Malmsturm ist es auch genau das, was sie zu großen Taten befähigt.
Zaghaft entworfene Charaktere mit behutsam formulierten Aspekten werden so eher selten zu Malmsturm passen. Oft sind es die Mitspieler, die bei der Charaktererschaffung die eigene Handbremse im Kopf auszuschalten helfen.


“My characters are more like men than these real men are, see.
They’re rough and rude, they got hands and they got bellies.
They hate and they lust; break the skin of civilization and you find the ape, roaring and red-handed.”
– Robert E. Howard –