Die Fragmente

Malmsturm – Die Fragmente: Fünf Schätze – Der Erstgeborene

Schriften des Imperiums

…halte ich es für möglich, dass es sich bei der berüchtigten Faust des Gesandten um nichts anderes als die sagenumwobene Waffe Atmanastra („Geisthammer“ in der Übersetzung von Huluth Vyalled), also einen der Fünf Schätze von Narika handelt! Damit befände sich wenigstens einer der Fünf, welche bisher in den meisten Theorien auf den Sklaveninseln des Südens oder in der eisigen Ödnis des Nordens verortet wurden,  innerhalb imperialer Grenzen und somit zumindest prinzipiell in unmittelbarer Reichweite! Es gelang mir sogar, einige Kopien von alten Schriften aus dem Tempel des Gesandten zu erwerben, welche die Geschichten bestätigen, denen zufolge der Gesandte von sich selbst als einem Diener oder Sklaven seiner Faust gesprochen haben soll – was bei der legendären Waffe der Weisen ja durchaus Sinn machen würde. Ja, glauben wir den Sagen bezüglich der ursprünglichen Aufgabe von Shah-Rhour, wie ihn Jharran wohl selbst nannte, so würde dies sogar erklären, wie der Gesandte überhaupt erfolgreich entkommen konnte…

Brief von Hilech Ynell von Lyssa an
Gildenmeister Nhulday Vreqem von Alecto

 

 

Seit Jahrtausenden gibt es praktisch keine wirklich globalen Waren- und Nachrichtenströme mehr, welche in der Lage wären, so weit entfernte Regionen wie das Imperium, die Waismark und den Norden miteinander in kulturell oder wirtschaftlich relevanter Hinsicht zu verbinden. Daher erstaunt es die wenigen weitgereisten Gelehrten dann umso mehr, wenn sie feststellen, dass hier und dort dennoch gewisse gemeinsame Ideen und Vorstellungen auf die Bruchstücke eines größeren, weltumspannenden Gedankenguts schließen lassen. Besonders häufig ist in diesem Zusammenhang die Rede  von den Fünf Schätzen: fünf sagenhaften Gegenständen, die nahezu überall in diversen Legenden auftauchen und trotz anderer Namen und Ursprungsgeschichten scheinbar stets dieselben Artefakte sind. Im Imperium erzählt man von den Fünf Schätzen von Narika, am Nebelmeer vom Hort des Winters, in der Waismark von den Gaben der Dunkelheit und in Vigiristan von den Fünf Früchten des Todes. Doch unabhängig vom Ort und den Einzelheiten der Erzählungen: es handelt sich in jedem Fall um fünf Objekte von enormer übernatürlicher Kraft, die seit Urzeiten immer wieder in den Händen von bloßen Sterblichen auftauchen, denen sie zunächst als mächtiger Schatz erscheinen, nur um ihnen am Ende doch zum Verhängnis zu werden – ein Schicksal, von dem angeblich nur der gefeit ist, der alle fünf Gegenstände sein eigen nennt. Zu jedem der Fünf Schätze gibt es eigene Sagen, Gerüchte und Geschichten unglücklicher Schatzsucher, aber zumindest die generelle Natur von jedem der Fünf gilt als gesichert: eine Waffe, ein Schmuckstück, ein Werkzeug, ein Kleidungsstück und eine eigentümliche Art von mechanischem Servitor. Am bekanntesten von all diesen ist aber wohl die Waffe…

 

 

Stimmen der Waismark

„…dieses Geschwätz von einem Streitkolben mit einem Ende in Form eines eisernen Menschenkopfes ist doch blanker Schwachsinn! Nein, der Grund, aus dem das Teil auch als Heidenhaupt bekannt ist, ist derselbe, der uns an diese widerlich kalte Küste geführt hat und uns dazu bringt, diese inzestuösen Möwenfressern hier zu ertragen: ihr komischer alter Häuptling Ghau Ekko mag nur ein Ammenmärchen sein – aber sein magischer Stock, da bin ich nun ganz gewiss, ist nichts anderes als die  Waffe ihrer toten heidnischen Götter, die nur darauf wartet, uns alle reich wie Fürsten zu machen!!!“

Kas „Goldhund“ Troderg, in Uekdarn,
einem Marktflecken an der Nordküste des Ibernischen Golfs

 

 

Die Waffe ist unter vielen Namen bekannt – Atmanastra und Shah Rour im Imperium, Mannender und Nachtfund im Norden, Animarma und Heidenhaupt in der Waismark: lediglich die Nomadenstämme Vigiristans weigern sich, auch nur eine der Fünf Früchte beim Namen zu nennen, denn diese sollen von mächtigen Geistern beseelt sein, deren Aufmerksamkeit man besser nicht auf sich lenken sollte. Den meisten Beschreibungen nach verfügt die Waffe über keine Klinge, sondern ist eine Art Schlagstock, Streitkolben, Hammer oder ähnliche Wuchtwaffe. Seltsamerweise wird ihr aber auch oft eine große Reichweite zugeschrieben, ganz wie es eigentlich nur bei einem Bogen oder einer Schleuder angebracht wäre. Einige Gelehrte glauben, damit sei nur gemeint, dass die Waffe wie Speer oder Axt auch geworfen werden könnte, aber manche vermuten einen ganz anderen Sinn hinter dieser Reichweite: Insbesondere die Legenden des Nordens und Vigiristans enthalten des Öfteren Abschnitte, in denen die Waffe ihrem Besitzer auf mysteriöse Weise erlaubt, große Entfernungen in kürzester Zeit zu überwinden! Leider bleibt dabei meist unklar, ob es sich in diesen Fällen um wirkliche Reisen oder nur die Kommunikation oder Wahrnehmung über entsprechende Distanzen hinweg handelt. In manchen Interpretationen und Übersetzungen erlaubt die Waffe auch nur den Zugang – ähnlich einem Schlüssel – zu nicht näher beschriebenen Abkürzungen oder Geräten, mittels derer solche Strecken dann bewältigt werden, aber wie dies genau funktionieren soll, bleibt offen. Wie bei solch einer sagenumwobenen Waffe nicht anders zu erwarten, soll es kaum etwas geben, das die Waffe nicht vernichten könnte, aber in nahezu allen Geschichten ist dies nicht ihr größter Vorzug in den Händen eines Kriegers! Dieser soll vielmehr in der ihr innewohnenden militärischen Brillanz liegen, mit der die Waffe ihren Träger jederzeit berät und ihn so zu einem perfekten General auf dem Schlachtfeld und zu einem scheinbar unbesiegbaren Kämpfer in Handgemenge und Duell macht, der jeden Angriff vorausahnt und jede offene Deckung ausnutzt. Aber trotz dieser zauberischen Gabe stirbt in den Sagen fast jeder Träger der Waffe am Ende auf tragische Weise, weil sich die Waffe von ihm abwendet, nachdem er sich in einer entscheidenden Situation weigerte, ihrem Rat zu folgen – ein Rat, bei dem es meist darum ging, die Waffe gegen ein bestimmtes Ziel, wie den besten Freund oder den eigenen Sohn, zu richten. Diese verheerende Eigenschaft der Waffe lässt sich angeblich nicht beseitigen oder dauerhaft überwinden, aber in allen Sagen, in denen auch die anderen Fünf Schätze Erwähnung finden, wird behauptet, der Besitz aller Fünf schütze den Träger vor dieser Art von Schicksal, denn „die Fünf sind Brüder und Schwestern, im ewigen Spiel von Zorn und Zuneigung gefangen“. Solche Erzählungen schrecken dennoch viele nicht ab, die Jahre und Jahrzehnte mit der besessenen Suche nach der Waffe verbringen, denn sie haben es nur auf eine – in manchen Sagen nur am Rande erwähnte – Eigenschaft dieses Artefakts abgesehen: richtig angesprochen soll der Kopf der Waffe dem Träger jeden Weg weisen können, auch und besonders den Weg zu alten und verborgenen Schätzen! Vom Problem des „rechten Ansprechens“ mal abgesehen – oder der Tatsache, dass in manchen Regionen von zwei Köpfen oder gar Gesichtern der Waffe die Rede ist – sind diese Schatzjäger davon überzeugt, vor allen Flüchen oder Geistern der Waffe sicher zu sein, solange sie diese nur nie im Kampf, sondern nur als „weisen Berater“ einsetzen. Im Imperium soll diese angebliche Weisheit der Waffe sogar schon so manche Alchemisten, Daemonologen und Technosophen auf ihre Spur gehetzt haben – immer in der Hoffnung, so das ein oder andere große Rätsel ihrer jeweiligen Disziplin zu entschlüsseln…

 

 

Schriften des Imperiums

…unseren Botschaftern glauben, welche einhellig von der grausamen Natur des großen Jharran berichten, der – in Feld und Zweikampf unbesiegt – scheinbar ohne Not große Teile seiner Sippe eigenhändig erschlug! Er sprach zu ihnen darüber bereitwillig und nannte es Akte „aus Gehorsam und Dankbarkeit“…

Lesbarer Rest einer Schriftrolle aus dem 11. Jahrhundert
der Ära des Entfesselten Ruhms

 

 

Mögliche Aspekte der Waffe:

  • Selbst Sterne sterben.
  • Geschaffen für den Sieg!
  • Ein Schatz in den richtigen Händen.
  • Das wird dich ans Ziel bringen…
  • Vernichte, was im Weg steht!

 

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